Ein lukrativer Auftrag führt einen als Ghostwriter bekannten Autor auf eine einsame Insel vor der Küste Neuenglands: Er soll die Memoiren des britischen Ex-Premierministers Adam Lang fertig stellen. Der in seiner Heimat umstrittene Politiker hat sich in eine Luxusvilla zurückgezogen, wo ihm nur ein umfangreicher Stab und seine auch als Beraterin einflussreiche Gattin Ruth Gesellschaft leisten. In dieser klaustrophobischen Atmosphäre bekommt es der Lohnschreiber bald mit der Angst. Nicht nur kam sein Vorgänger unter ungeklärten Umständen ums Leben. Durch eigene Recherchen stößt der Ghostwriter auf Langs unheilvolle Verstrickung in Geheimdienstaktivitäten, Waffenhandel und Korruption. Als der Ex-Premier eines Kriegsverbrechens beschuldigt wird und sich vor dem Haus Demonstrierende scharen, ist die Lage im Inneren längst eskaliert.
Wie in der Bestsellervorlage von Robert Harris
Ghost trägt der charismatische Adam Lang unverkennbar Züge des ehemaligen Premierministers Tony Blair. Die erzählerischen Parallelen sollten jedoch nicht überbewertet werden. Regiemeister Roman Polanski nutzt die Bezüge zu Irak-Krieg, Anti-Terror-Kampf und realen Folterskandalen vor allem als Material für einen spannungsreichen Politthriller. Statt vordergründiger Action setzt er ganz auf das bewährte Modell seines Vorbilds Alfred Hitchcock: Ein harmloser Durchschnittsbürger verstrickt sich im undurchschaubaren Dickicht der Macht.
Kameratotalen der verregneten Küstenlandschaft verstärken das Motiv der Isolation. Ein ruhiger
Schnitt und nur gelegentliche
Musikuntermalung demonstrieren geradezu exemplarisch, wie sich durch subtile Zurückhaltung der Hitchcock'sche
Suspense erzeugen lässt.
Davon ausgehend können im Unterricht der dramaturgische Aufbau und die ästhetische Gestaltung im Hinblick auf den Spannungsaufbau analysiert werden. Thematisch bietet es sich an, die politischen Bezüge und die ethische Problematik des Films herauszuarbeiten. Wie zahlreiche Ex-Politiker leidet auch Adam Lang unter dem Verlust der Macht. Sein hermetisch gesichertes Refugium ist Ausdruck von Isolation, versinnbildlicht aber auch die Entrücktheit des heutigen Politikbetriebs vom realen Leben.
Der Ghostwriter provoziert Fragen nach dem Selbstverständnis politischer Entscheidungsträger, der Verführungskraft der Macht und nicht zuletzt der persönlichen Moral. Muss doch auch der Ghostwriter eine Entscheidung treffen, bis zu welchem Punkt sich sein Job mit dem eigenen Gewissen vereinbaren lässt.
Autor/in: Philipp Bühler, 12.02.2010
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