Die 15jährige Patty träumt von einer Karriere als Starköchin mit eigener Koch-Show im Fernsehen: Dann wären endlich die Arbeitsnachmittage mit ihrer Mutter im "Freys Feyner Imbiss" vorbei. Früher gab es hier die beste Currywurst des Ruhrgebiets, aber nun läuft das Geschäft schlecht. Als die verwitwete Mutter nach einem Zusammenbruch eine Kur antritt, verspricht Patty, in dieser Zeit für das Geschäft und die jüngeren Schwestern Selma und Lilo zu sorgen. Doch während sich Letztere mit aller Energie für den Imbiss einsetzen, tritt Patty heimlich ein Praktikum in einem Sternerestaurant an. Dann aber hagelt es Probleme: Die Imbissbude brennt ab, und obendrein versucht ihr gieriger Onkel Walther, den Kindern das Rezept für die noch immer legendäre Currysoße abzuluchsen, um damit den Zuschlag für das lukrative Stadioncatering des MSV Duisburg zu erhalten. Nun ist schwesterliche Solidarität gefordert.
Gleich zu Anfang geben Schwarzweißbilder rückblickend sowohl einen Einblick in die Familiengeschichte der Freys als auch in die Arbeiterkultur des Ruhrgebiets der 1950er-Jahre. In warmen, leuchtenden
Sommerfarben und mit viel Verständnis für die Figuren erzählt die Folgegeschichte dann vom schwierigen Prozess des Erwachsenwerdens, von Familie, Verrat und Selbstbestimmung. Konsequent bleibt die Erzählperspektive auf Seiten der Kinder, denen im Kampf gegen Fiesling Onkel Walther (verkörpert durch Rapper Smudo von Die Fantastischen Vier) erwachsene Freunde/innen zur Seite stehen. Der Film nimmt seine jungen Figuren und ihre Probleme ernst, behält jedoch gleichzeitig mit eingestreuten
Trickfilmsequenzen und einem beschwingten
Soundtrack einen unterhaltsamen Erzählstil bei.
Mit seiner leichthändigen Inszenierung eröffnet
Pommes Essen eine gute Grundlage, um mit Schülern/innen über das Thema Ernährung zu sprechen. Im Film treffen nicht nur verschiedene Generationen, sondern auch drei Esskulturen aufeinander: Der traditionsreiche Imbiss von Großvater Frey, Onkel Walthers gesichtslose Fast-Food-Kette und das schicke Sternerestaurant, in dem Patty lernen muss, dass die hohe Kunst des Kochens vor allem harte Arbeit bedeutet. Die schwierige Gradwanderung zwischen familiärem Zusammenhalt und Abnabelung sowie der Prozess des Erwachsenwerdens bieten weitere thematische Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit. Vor allem Patty muss sich zwischen der Solidarität zu ihren Schwestern und dem Wunsch, das eigene Leben zu gestalten, entscheiden. Nicht zuletzt kann der Schauplatz Ruhrgebiet eine Diskussion über die soziokulturellen und wirtschaftlichen Veränderungen einer Region anstoßen.
Autor/in: Ingrid Beerbaum, 11.06.2012
Mehr zum Thema auf kinofenster.de:
Weitere Texte finden Sie mit unserer Suchfunktion.