Im
Melodram stehen nicht äußere Konflikte, sondern die Gefühle der Figuren und eine Emotionalisierung des Publikums im Mittelpunkt. Der innere, oft unlösbare Konflikt mit gesellschaftlichen Normen manifestiert sich in Gefühlsausbrüchen, was sich in der meist abwertenden Formulierung "melodramatisch" niedergeschlagen hat. Die gesellschaftskritische Tendenz der Filme wird dabei oft übersehen. Da der Fokus auf Themen wie unglückliche Liebe, Tod, unerfüllte Sehnsucht oder auch häusliche Gewalt liegt und aufgrund der "übersteigerten" Emotionalität gelten Melodramen als "Frauenfilme", für die sich im anglo-amerikanischen Sprachraum auch Bezeichnungen wie "weepies" ("Filme zum Weinen") oder "tearjerkers" durchgesetzt haben, während im deutschen Sprachraum die begriffliche Entsprechung "Schnulzen" gebräuchlich ist.
Die Ursprünge des Melodrams liegen im altgriechischen Drama und dem bürgerlichen Trauerspiel. Analog zur Herkunft liegt die filmsprachliche Betonung auf Ausstattung,
Lichtsetzung und
Musik. Oft symbolisieren geschlossene Räume der häuslichen Sphäre (vergleiche
Kammerspiel) das Eingesperrt-Sein der Figuen in gesellschaftliche Verhältnisse. Äußerer Kitsch und das gesellschaftskritische Verlangen nach Emanzipation bilden den grundlegenden Widerspruch des
Genres, der keineswegs immer im Happy End aufgelöst wird.
Als Meister des Melodrams gilt der deutschstämmige Hollywood-Regisseur Douglas Sirk (1897-1987). In Filmen wie
Die wunderbare Macht (
Magnificient Obsession, USA 1954) und
Solange es Menschen gibt (
Imitation of Life, USA 1959) gelang ihm die perfekte Verbindung von Kitsch und Kunst. Aus Bewunderung für Sirks
Was der Himmel erlaubt (
All that Heaven Allows, USA 1955) drehte Rainer Werner Fassbinder mit
Angst essen Seele auf (BRD 1974) ein realistisches
Remake, in dem sich eine deutsche Rentnerin in einen marokkanischen Gastarbeiter verliebt und damit auf gesellschaftliche Ablehnung stößt. Als Melodramen gelten aber auch Historienfilme wie etwa
Titanic (James Cameron, USA 1997).