Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnet den Dokumentarfilm
Nicht ohne uns! von Sigrid Klausmann mit dem Prädikat "besonders wertvoll" aus. "Ich habe nicht den blassesten Schimmer, wieso ich in diese Welt hereingeboren wurde." Enjo aus der Schweiz ist der erste Junge, der in dem Dokumentarfilm von Sigrid Klausmann zu Wort kommt. Seine Aussage steht programmatisch für die "großen Fragen", um die es gehen wird. Geschichten von 16 Kindern aus 15 Ländern hat die Regisseurin dafür zusammengetragen. Und es ist kein Dokumentarfilm geworden, der nur über Kinder erzählt. Klausmann schenkt ihren jungen Protagonistinnen und Protagonisten vielmehr Gehör, gibt ihnen Raum und eine Stimme, wenn sie ihr Lebensumfeld vorstellen, darüber nachdenken, in was für einer Welt sie leben, was ihnen Sorge bereitet und wohin ihr Weg sie führen wird.
In der Jurybegründung heißt es: "Nun ist es unmöglich, 16 verschiedenen Kindern in 87 Filmminuten gerecht zu werden, und deshalb war es eine kluge Entscheidung der Regisseurin, eine Handvoll von ihnen intensiver vorzustellen und die andern in wenigen und kurzen Sequenzen zu zeigen. Finya aus Deutschland taucht etwa nur für wenige Momente auf und erzählt von ihren Zukunftsängsten, während die Kamera immer wieder zu Alphosine aus der Elfenbeinküste zurückkehrt, die mit dem Schulessen auf dem Kopf beladen aufrecht durch die Steppe läuft und ein sehr trauriges Schicksal tragen muss. Klausmann konzentriert sich konsequent auf die Kinder – und dadurch bekommt man einen intensiven Eindruck sowohl von den einzelnen Individuen wie auch von den Zuständen, unter denen sie leben. Ein Mädchen in der Schweiz ist fast blind und muss sich ihren Weg zur Schule mit dem Stock ertasten, ein Junge lebt in einer Township in Südafrika unter Verbrechern und Prostituierten und macht sich auf den gefährlichen Weg zur Schule, obwohl er HIV-positiv ist, ein Junge aus Österreich lebt hoch in den Bergen auf einer Almhütte und sein Schulweg im Winter ist eine rasante Skiabfahrt und ein offensichtlich in privilegierten Umständen lebendes Mädchen aus Indien erzählt davon, wie es in seiner neuen Heimat New York von anderen Kindern als Ausländerin beschimpft wurde. Der Film ist prall gefüllt mit solchen wahrhaften, erschütternden, philosophischen und spielerischen Momenten, und Sigrid Klausmann präsentiert sie wie in einem Kaleidoskop. Dabei sorgen der fließende Schnitt und die beruhigend stimmungsvolle Musik dafür, dass der Film trotz der ständigen Wechsel nie hektisch oder überfüllt wirkt. Er folgt der Chronologie der Schulwege – alle brechen gemeinsam auf, kommen am Ende in der Schule an und haben zwischendurch in einer schön geschnittenen Montage von Momentaufnahmen auch ein wenig Zeit dafür, zu spielen und zu lachen. Bei älteren wie bei jungen Zuschauern weckt der Film Empathie für seine kleinen Protagonisten, die sich zugleich so verletzlich und voller Energie, Hoffnung und Neugierde darum bemühen, etwas zu lernen und so ihr Leben und die Zukunft zu gestalten."