Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnet das Drama
Der Himmel wird warten von Marie-Castille Mention-Schaar mit dem Prädikat "besonders wertvoll" aus. Die Abiturientin Mélanie lernt im Internet einen Jungen kennen, der sich "Épris de Liberté" – "Freigeist" nennt. Nachdem er ihr Avancen gemacht hat, fragt er Mélanie nach ihrer religiösen Gesinnung. Es ist der erste Schritt der Indoktrinierung. Mélanie empfängt fortan ständig Nachrichten ihres Verehrers, fühlt sich ernst genommen und beginnt sich für dessen Verschwörungstheorien und Lobeshymnen auf den soge-nannten Islamischen Staat zu interessieren. Schon bald trägt sie einen Vollschleier und ist zum Islam konvertiert. All das hat die 17-jährige Sonia bereits hinter sich. Zuvor hatte die Polizei die junge Frau festgenommen, weil sie nach Syrien reisen wollte und Kontakt zu Terrorverdächtigen hatte. Jetzt steht sie zu Hause unter Arrest und wird von ihren Eltern zu einer Therapie gezwungen, damit sie aussteigt. Doch der Weg in den Dschihadismus erfolgt meist schneller als der Ausstieg und die Rückkehr.
In der Jurybegründung heißt es: "Während Sonia bereits radikalisiert ist, wird am Beispiel der 16jährigen Mélanie der langsame Sog der Manipulation gezeigt. In einem Internet-Forum trifft sie auf einen jungen Mann, der sensibel auf ihre Trauer über den Tod der Großmutter eingeht, ihr Komplimente macht, ihr Filme von bei Bombenangriffen getöteten islamischen Kindern zeigt, und der sie schließlich heiraten will. Die Mechanismen der IS-Anwerbung funktionieren bei Mélanie, die sich immer mehr aus ihrem bisherigen Leben zurückzieht, zum Islam konvertiert und bereit ist nach Syrien zu gehen. Das doppelte Ende ist traurig und hoffnungsvoll zugleich. Während Sonia allmählich den Weg aus dem Fanatismus findet, wird Mélanies Mutter wohl vergeblich auf die Rückkehr der Tochter hoffen. „Keine Minderjährige ist bisher aus Syrien zurückgekommen“ weiß Dounia Bazar.
Der Film überzeugt durch die sensible und differenzierte Behandlung des heiklen Themas ohne erhobenen Zeigefinger und einfachen Lösungen. Bei den beiden Protagonistinnen hätte sich die Jury ein wenig mehr Charaktertiefe gewünscht, insbesondere die Darstellerin der Mélanie konnte die Jury nicht durchweg überzeugen. Indem die Kamerabilder häufig verengt wirkende Räume evozieren, wird die Verengung der Lebenswelt der beiden Mädchen einleuchtend visualisiert. Die dezent eingesetzte Musik ist stimmig, hämmernd und laut wird es bei den realen Videoaufnahmen.
Der Himmel wird warten ist ein wichtiger Film in der aktuellen Debatte und hat nach Meinung der Jury das Prädikat "besonders wertvoll" verdient."