Die Tagung wirft an der Schwelle des Übergangs vom kommunikativen zum kulturellen Gedächtnis die Frage auf, wie die lebensgeschichtlichen Erfahrungen der Zeitzeugen/innen von Nationalsozialismus und Holocaust in die jeweiligen nationalen Gedächtnisse eingeschrieben werden. Besondere Beachtung finden dabei die Stellung und die Transformation der Zeugenschaft in der israelischen, polnischen und deutschen Erinnerungskultur. Deren unterschiedliche Perspektiven werden durch eine Vielzahl von Fachdisziplinen, die sich der Thematik angenommen haben, variiert. Die Erinnerungsspuren der Zeugenschaft finden sich entsprechend in einer weiten Spanne von der strengen Archivierung über die juristische Verfolgung der Täter/innen bis zur völlig freien Adaption und Fiktionalisierung der Überlebendenberichte in Film und Literatur. In der Praxis der politischen Bildung wird dieses transdisziplinäre Feld in Lernziele und Methoden umgesetzt.
Im Rahmen dieser Veranstaltung, die unter anderem den Film
Der Pianist von Roman Polanski als filmische Adaption eines Überlebenszeugnisses analysiert und diskutiert, werden die skizzierten erinnerungskulturellen Prozesse reflektiert und die Frage nach den bildungstheoretischen Gehalten einer Zeugenschaft des Holocaust gestellt.
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