Zwei junge Männer, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten: Der ernsthafte Mathematiker Karl ist leitender Angestellter einer großen Versicherungsfirma; Hans hingegen lebt in den Tag hinein, liebt schnelle Autos und macht sich wenig Gedanken über die Zukunft. Die beiden lernen sich zufällig kennen, als Karl eine Flughafen-Autovermietung überprüft, in der Hans als Fahrer jobbt. Nach und nach freunden sich die beiden Männer an und der zurückgezogen lebende Karl wagt sich unter Einfluss des offensiven Hans aus der Reserve. Zum ersten Konflikt kommt es, als ihn Hans seiner "Königin", wie er seine Freundin nennt, vorstellt und Karl sich sofort in sie verliebt. Und dann entdeckt Karl auch noch, dass Hans ihn in einigen Punkten seiner Biografie belogen hat.
Sebastian Schipper bezeichnet
Ein Freund von mir als "großen Bruder" seines Spielfilmdebüts
Absolute Giganten (1999). Wieder steht eine Freundschaft im Mittelpunkt, die Annäherung an ein noch unbekanntes und unberechenbares Leben, dem die Protagonisten/innen mit Unsicherheit, Humor, Melancholie und Blödelei begegnen. Psychologisch differenziert ausgearbeitet sind die Charaktere: Daniel Brühl verkörpert den beruflich erfolgreichen, aber emotional unfähigen jungen Mann, der sich nicht traut, seine Wünsche zu verwirklichen. Sein Gegenpart ist Jürgen Vogel, ein extrovertiertes Energiebündel, der das Leben nimmt, wie es kommt und frohgemut das Beste daraus macht. Unter seinem Einfluss entwickelt der verklemmte Mathematiker eine neue Sinnlichkeit und Neugier, die ahnen lässt, dass er nicht mehr in die Enge seiner früheren Existenz zurückkehren will, nicht mehr dem Verstand, sondern seinem Herzen folgen wird. Die Dreierkonstellation birgt zusätzliches Spannungspotenzial. Als Hans versucht, seinem enttäuschten Freund die Gründe für seine Lügen darzulegen und dabei auch seine Ängste offenbart, empfindet man dies als großen Moment der Ehrlichkeit. Gewitzt, sprachgewandt, mit herausragenden Darstellern/innen und einem ausgeprägten Gespür für das seelische Innenleben seiner Figuren, zeigt Sebastian Schipper die Schwierigkeiten der Selbstfindung, aber auch Möglichkeiten, die eigene Identität zu stärken. Darüber hinaus bietet
Ein Freund von mir den (männlichen) Jugendlichen, die Autos als Kraft- und Männlichkeitssymbol betrachten, unterhaltsamen Diskussionsstoff.
Autor/in: Margret Köhler, 29.09.2006