Feuerherz erzählt die Geschichte der zehnjährigen Halbwaisen Awet, die in den 1980er-Jahren im Unabhängigkeitskrieg ihrer Heimat Eritrea gegen Äthiopien um ihr Überleben kämpft. In einer christlichen Schule aufgewachsen, wird sie mit ihrer Schwester vom Vater nach Hause geholt. Wenig später übergibt der mit der Erziehung überforderte Mann seine Töchter einer linken Befreiungstruppe. "Ab jetzt", so seine Abschiedsworte, "seid ihr Töchter Eritreas". Das Leben im Militärlager, wo die Mädchen zu Soldatinnen ausgebildet werden, ist hart, aber der Schinderei beim meist betrunkenen Vater allemal vorzuziehen. Zunächst begeistert von den Freiheitsidealen der Milizen, macht sich die eigensinnige Awet bald mit ihren Protesten gegen Ungerechtigkeiten bei den Vorgesetzten unbeliebt. Immer mehr werden ihr der blinde Fanatismus der Freiheitskämpfer und das Grauen des Krieges bewusst. Nach einem verheerenden Überfall auf das Camp gelingt Awet die Flucht.
Der Film nach den Lebenserinnerungen der eritreischen Sängerin Senait Mehari ist überschattet von der Kontroverse um die Authentizität der Buchvorlage. Eine Weggefährtin der Autorin sah sich darin falsch dargestellt und in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt. Verschiedene Experten/innen und Medienberichte bestritten darüber hinaus, dass es Kindersoldaten in der von Mehari geschilderten Weise im eritreischen Unabhängigkeitskrieg überhaupt gab. Im Wissen um die Kontroverse bezeichnet Regisseur Luigi Falorni den Film als "von wahren Ereignissen inspiriert" und bemüht sich um eine möglichst universelle Aussage. Die Schrecken des Krieges schildert er aus einer streng subjektiven Kinderperspektive – nämlich die der jungen Awet. Historische Hintergründe und politische Zusammenhänge werden kaum erklärt, das Töten und Sterben nur schemenhaft angedeutet. So verliert der Film an politischer Brisanz, wird aber für Kinderaugen erträglich. Mit ruhigem Erzählrhythmus und betont zurückhaltender
Musikuntermalung wahrt
Feuerherz einen dokumentarischen Charakter. Auch liefert die sympathische Hauptdarstellerin ein gutes Identifikationsangebot. Die fatale Vorbildfunktion der von ihr bewunderten Freiheitskämpfer/innen – Awet formt sich die Haare wie ihre herrische Kommandantin zum Afrolook – wird ebenso nachvollziehbar wie ihr späteres Entsetzen angesichts der vielen Toten. Die teilweise grob geratenen Dialoge und die vielen
Großaufnahmen, mit denen die mahnende Botschaft des Films allzu plakativ aufgetragen wird, lassen sich da verschmerzen. Insgesamt bietet der Film gerade Schülern/innen der Sekundarstufe I die Möglichkeit, sich über das persönliche Schicksal der kleinen Awet der Problematik von Kindern in Kriegsgebieten zu nähern – einem Thema, das über die Grenzen des afrikanischen Kontinents hinaus virulent ist: Nach einer Aussage von UNICEF sind derzeit weltweit über 300.000 Kinder in "kriegerische Konflikte" verwickelt.
Autor/in: Philipp Bühler, 28.01.2009
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