Interview
Weichen für die Zukunft ...
Ein Gespräch mit Jan Svérak
Das Interview führte Margret Köhler.
Interviewpartner: Jan Svérak
weit findet sich Ihre persönliche Vater-Beziehung in Kolya wieder?
Es ist weniger meine Vater-Beziehung, die sich darin widerspiegelt als die Beziehung meines Vaters zu seinen Enkelkindern. Ich habe beobachtet, wie er mit ihnen spielt, wie er ihnen etwas beibringt, diese Eindrücke habe ich verarbeitet.
Wie haben Sie diese Gratwanderung zwischen Sentiment und Sentimentalität geschafft?
Mein Vater weiß genau, wie man ein Buch schreibt, wie man Emotionen, schwarzen Humor und eine gewisse Sentimentalität zu einem stimmigen Cocktail mixt. Man muss an die Gefühle des Publikums rühren, ohne dass es in Tränen ausbricht.
Was ist der Ausgangspunkt des Films?
Der Film heißt zwar Kolya, handelt aber primär von einem in die Jahre gekommenen Mann, der trotz aller Eskapaden und Egoismen im Herzen ein Kind geblieben ist. Ich erzähle, wie er durch die Erfahrung mit dem kleinen Jungen reift und erwachsen wird, endlich Verantwortung übernimmt.
Ihr Film erinnert streckenweise an ein Märchen.
Teilweise wird die Geschichte aus dem Blickwinkel des Jungen erzählt, deshalb dieser Effekt. Kolya ist ein positiver Film, man weiß schnell, es droht keine Gefahr, es gibt ein Happy end.
Würden Sie Kolya als Kinderfilm bezeichnen?
Kolya ist ein Film für Erwachsene, den Kinder aber verstehen können. Erwachsene amüsieren sich mehr, weil sie mit allen Anspielungen, auch den sexuellen, etwas anfangen können.
Was heißt Kinderfilm für Sie?
Kinderfilme können beeinflussen und erziehen. Filme und Bücher spielen eine große Rolle für Kinder, die wie ein Schwamm alle Informationen aufsaugen. Mit diesen Medien kann man die Weichen für die Zukunft stellen. Als Filmemacher sollte man sich dessen immer bewusst sein.
Autor/in: Margret Köhler, 12.12.2006