Hollow Man,
Pearl Harbor,
Shrek – aus der Sicht des Kinobesuchers scheint im Bereich der digitalen Bearbeitung und Gestaltung von Filmen nichts unmöglich . Die Künstler an den Computern jedoch haben eine Menge Wünsche, nicht zuletzt für die Kreation virtueller Welten. Mittlerweile ist es möglich, Massenszenen überzeugend virtuell zu animieren (siehe die Schlacht virtueller Soldaten in
The Patriot), allerdings müssen diese noch relativ weit weg von der Kamera postiert werden. Es ist möglich, überzeugende computergenerierte Bilder von Fellen und Haaren (
Stuart Little) sowie von Wasser (
The Perfect Storm) zu erstellen, die allerdings Ergebnis aufwändiger Entwicklungen von Firmen wie CFX und ILM sind – die Software steht anderen Firmen nicht zur Verfügung. Aber auch für diese Spezialisten aus Hollywood wird es nie möglich sein, den unendlichen Detailreichtum der Natur virtuell zu erzeugen. Man wird nur die Details der Bilder vermehren können.
Um die komplexen Gestaltungen Bild für Bild, 24 mal pro Sekunde entstehen lassen zu können, ohne pro Bild zwei Stunden auf das Ergebnis zu warten, bedarf es noch schnellerer Rechner. Ein gescanntes Filmbild entspricht in der Auflösung 3k (bei Super 35mm sind dies 3072 horizontal angeordnete Bildpunkte auf 1556 Zeilen) der Datenmenge von 18,8 MB! Diese Datenmenge macht Simulationen, also die Kreation realistischen Verhaltens von Objekten, so rechenintensiv. Stoffe stellen hier eine große Herausforderung dar: Eine Frau tanzt in einem seidenen Kleid, ein Vorhang weht in sommerlicher Brise – beides sind hochkomplexe Bewegungsabläufe, die zu berechnen zeitintensiv ist. Der Schlüssel zu überzeugendem Fotorealismus ist das Licht. Objekte brechen es, reflektieren es, schlucken es, werfen Schatten mit scharfen oder weichen Kanten, Licht verläuft, ist fahl oder grell und lässt Dinge jeweils anders aussehen. In diesem Bereich wird Software weiterentwickelt, aber hier bedarf es auch einer weiteren Verbesserung der Rechnerleistung, um bei Animationen in überschaubarem Zeitrahmen zu Ergebnissen zu kommen: Die besten Rechner arbeiten mit 1,7 Gigahertz, wobei in der Regel Dutzende Rechner zu so genannten Renderfarmen zusammengestellt werden – jeder Rechner übernimmt dann die Berechnung weniger Bilder, die Sequenz ist damit schneller durchgerechnet.
Um virtuelle Objekte nahtlos in real gedrehte Filmbilder integrieren zu können, muss man die Bewegungen des virtuellen Objektes auf die Bewegung im Filmbild abstimmen. Dies geschieht mit so genannten Tracking-Programmen, die Objekte quasi verfolgen können. Hier gibt es heute für fast jede Aufgabenstellung die entsprechende Software. Das Tracken kompletter Objekte steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. Ist dies erst einmal möglich, könnten Autos, Flugzeuge, Tiere, Menschen etc. ohne das (außerhalb von Studios nicht immer mögliche) Drehen vor Blau (Blue Screen) von der einen in eine andere Bildwelt verpflanzt werden. Heute muss hier noch Bild für Bild das jeweilige Objekt von Hand "ausgeschnitten" werden. Die Lust am Kino beruht auf der Lust daran, sich täuschen zu lassen. Die Lust zu täuschen ist der nie erlahmende Motor der digitalen Bildgestaltung.
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