Der neunjährige Otto aus Berlin
Otto besucht die vierte Klasse der Evangelischen Grundschule Wilmersdorf. Sein größtes Hobby ist Fußball, aber er spielt auch gerne Tennis, ist eine echte Leseratte – und liebt Filme. 2010 hat Ottos Schulklasse während der Berlinale am Schulprojekt der Sektion Generation teilgenommen und dort den Film
Mein Freund Knerten (Knerten, Åsleik Engmark, Norwegen 2009) gesehen. Das Projekt, eine Kooperation der Internationalen Filmfestspiele Berlin und der VISION KINO, unterstützt Lehrkräften bei der pädagogischen Arbeit mit den Filmen des Generation-Programms, die sie gemeinsam mit ihren Schülern/innen sehen und in ihren Unterricht einbinden.
Das Interview führte Sascha Rettig.
Du hast Mein Freund Knerten gesehen. Wie findest du diesen Film?
Mir hat der Film insgesamt sehr gut gefallen, weil er komisch und manchmal traurig ist – immer so mit fliegenden Wechseln. Ich mag auch den Schluss gern, wie wahrscheinlich jedes Kind: als Lillebror an dem Autoreifen sitzt mit der Strumpfhose über dem Kopf und kurz danach alles wieder gut wird.
Und was hat dir nicht gefallen?
Knerten finde ich ab und zu ein bisschen
anstellerisch, als er zum Beispiel Angst vor den Ameisen hat. Das war manchmal etwas übertrieben. Auch wie Lillebror so rumschreit und seine halbe Zimmereinrichtung vor die Tür räumt, damit das Mädchen nicht reinkommen kann, obwohl er es gar nicht kennt.
War der Film für dich auch traurig?
Ich finde die Stelle traurig, als die Mutter von ihrem Chef in dem Laden gefragt wird, ob Lillebror ihr Sohn ist und sie dann sagt: "Ja, leider". Sie hat das zwar nicht so gemeint. Es ist als Kind aber schon sehr erschreckend, wenn die Mutter so etwas sagt.
Was ist deiner Meinung nach die Botschaft des Films?
Nie aufzugeben. Es kann immer alles noch gut werden.
Findest du, dass das eine gute Botschaft ist?
Ja, die finde ich gut. Mir wird das auch oft gesagt. Wahrscheinlich vergessen aber ganz viele oft, daran zu glauben.
Können deiner Meinung nach auch Erwachsene etwas aus dem Film lernen?
Ich glaube, die vergessen viel häufiger, dass man nie aufgeben soll. Vielleicht zeigt ihnen der Film auch, dass sie niemals so gemeine Sachen zu Kindern sagen sollten wie Lillebrors Mutter, als sie meint, dass Lillebror "leider" ihr Kind sei. Oder in der Szene, wo sich Lillebror im Wald verirrt hat: Da sollte der Vater doch erstmal froh sein, dass seinem Kind nichts passiert ist, bevor er schimpft. Das können Erwachsene vielleicht auch lernen.
Hast du verstanden, welche Bedeutung Knerten für Lillebror hat?
Auf jeden Fall. Er ist für ihn der einzige Spielkamerad. Und wenn man selber keinen Freund hat außer so einem Holzstück mit Seele, dann ist das schon sehr, sehr wichtig für einen.
Würdest du Mein Freund Knerten deinen Freunden empfehlen?
Ich habe den Film mit meiner Klasse geguckt. Deshalb haben die meisten meiner Freunde den Film auch gesehen. Weiterempfehlen würde ich ihn schon, aber eher jüngeren Kindern. Ich glaube, ich bin vom Alter her ganz knapp darüber jetzt.
Du hast den Film mit deiner Klasse auf der Berlinale gesehen. Wie war das für dich?
Das war toll. Es ist ja auch ein ganz anderes Erlebnis, ob man den Film auf einer riesigen Leinwand mit ganz vielen anderen guckt oder zu Hause auf dem Fernseher. Und der Regisseur war auch da und wir konnten ihm Fragen zum Film stellen.
Und wie habt ihr in der Schule mit dem Film gearbeitet?
Wir haben sehr viel zu
Mein Freund Knerten gearbeitet, also was alles so in dem Film passiert. Wir haben uns mit Arbeitsblättern beschäftigt. Und, wenn ich mich richtig erinnere, auch etwas gemalt. Soweit ich weiß, haben wir auch Szenen nachgespielt. Ich habe mit meinen Freunden die Szene nachgespielt, in der Lillebror unter dem Tisch ist, "Nein, nein, nein!" schreit und seinen Eltern die Geldbörse zuwirft. Die Szene fanden wir cool.
Wie findest du es, wenn ihr euch in der Schule mit Filmen beschäftigt?
Ich finde das gut, das ist mal ein bisschen Abwechslung. Das macht auf jeden Fall mehr Spaß, als einfach nur vor den Heften zu sitzen.
Hättest du das gern häufiger?
Ich finde, es sollte noch etwas Besonderes bleiben. So alle anderthalb Jahre mal, aber nicht öfter.