Was haben moderne Kriegsführung und Wirtschaftspolitik gemein? Beide basieren auf dem Prinzip der Entmenschlichung ihrer strukturellen Prozesse. Mit dieser Einsicht eines Ökonomen beginnt der Dokumentarfilm über die zunehmende Privatisierung ehemals staatlicher Institutionen. Anhand von internationalen Beispielen – die Stromversorgung in Südafrika, das Bahnwesen in England, das Gesundheitssystem auf den Philippinen, die Wassersorgung in Bolivien – schildert Regisseur Florian Opitz die oftmals verheerenden Folgen dieser Wirtschaftsführung für die Betroffenen.
In vier geschickt mit einander verflochtenen Erzählsträngen konzentriert sich der Dokumentarfilm auf Protagonisten/innen, die gegen die Privatisierung ehemals staatlicher Institutionen einstehen: Ein schwarzer Südafrikaner schließt illegal die Häuser jener Bewohner/innen Sowetos wieder an das Stromnetz an, die die hohen Stromrechnungen des privaten Anbieters nicht mehr bezahlen konnten. In den Slums von Manila muss eine Mutter jede Woche erneut Geld auftreiben, um ihrem nierenkranken Sohn die überlebensnotwendige, aber teure Dialyse bezahlen zu können. Ein britischer Lokführer organisiert sich in der Gewerkschaft gegen den maroden Zustand des nachlässig gewarteten Schienennetzes, und die Bürger/innen einer Stadt Boliviens leisten Widerstand gegen die überhöhten Trinkwasserpreise. Den berührenden und beeindruckenden Geschichten dieser Menschen werden die Aussagen der Mitverantwortlichen dieser zunehmenden globalen Privatisierungstendenzen gegenübergestellt: Die Vertretern/innen der Weltbank, des Internationalen Währungsfonds und der Weltgesundheitsorganisation beschreiben aus ihrer Sicht die Vorteile der Privatisierung. Dabei schließt der Film von den dargestellten sozialen Mikrostrukturen, dem Alltag der Einzelnen, auf die globale Makrostruktur. Durch diese Herangehensweise erscheinen Wirtschaftsthemen weniger abstrakt und lassen sich auch für Schüler/innen der Sekundarstufe 1 exemplarisch nachvollziehen. Da gegenwärtig wegen des anstehenden G8-Gipfels im Juni 2007 im Ostseebad Heiligendamm wieder vermehrt globalisierungskritische Diskurse in der Öffentlichkeit geführt werden, lohnt der Einsatz des Films im Unterricht nicht zuletzt wegen seiner Aktualität.
Autor/in: Stefanie Schlüter, 13.05.2007