Belfast, 1976. Der Nordirlandkonflikt hat das Land und seine Bevölkerung gespalten. Protestanten und Katholiken stehen sich in einem schweren Identitätskampf gegenüber. Und inmitten der umkämpften Straßenzüge und brennenden Häuser eröffnet Terri Hooley einen Plattenladen. Was zunächst nach dem utopischen Traum eines Einzelnen aussieht, entwickelt sich bald zu einem Lebensgefühl einer neuen Gemeinschaft. Good Vibrations wird zur Plattform der Punk-Bewegung Nordirlands und Terri Hooley zum "Godfather of Punk": Er entdeckt Bands wie The Undertones, beginnt Platten zu produzieren, veranstaltet Konzerte und gleitet in die Rolle des Bandmanagers.
Good Vibrations erzählt eine tragikomische Geschichte über die Widerstandskraft der Musik und das Leben des Utopisten Terri Hooley, der nicht immer auf der Seite des Glücks gestanden hat, aber sich und seinem freiheitsstrebendem Idealismus stets treu geblieben ist.
Die beiden Regisseure Lisa Barros D’Sa und Glenn Leyburn präsentieren ein chronologisch erzähltes und dichtes Biopic, in dem die Persönlichkeit Terri Hooleys und der Punk-Rock das Bild- und Tongeflecht des Films bestimmen. Die energischen und idealistischen Züge Hooleys und die rebellische Kraft der Musik finden ihren Ausdruck in ordnungsfreien Kombinationen von Stilen und Techniken, die auch einer dokumentarischen Note ihren Raum lassen. Immer wieder werden Originalaufnahmen aus den Jahren der "Troubles" zu den Filmbildern gemischt oder das Geschehen wird aus dem Off kommentiert. Mal werden die Szenen in der Zeit gerafft oder verlangsamt, mal bleiben die Bilder stehen oder werden in einem Split Screen vervielfältigt. So entwickelt der Film ein Eigenleben – der Punk-Bewegung gleich – das zeigt, wie die Musik der Gewalt trotzen kann. Filmmusik und Wohlfühlbilder lassen den Konflikt im Hintergrund nach und nach blasser werden.
Dass der Titel der Filmbiographie nicht den Namen Hooleys, sondern den des Plattenladens trägt, spiegelt die thematische Breite des Films wider, der verschiedene Elemente aus Musik, Gesellschaft und Politik miteinander verbindet. Neben dem zentralen Bezug zum Leben und Wirken der Legende Terri Hooley bieten vor allem die Punk-Bewegung als Subkultur und der Nordirlandkonflikt als Identitätskampf Anknüpfungspunkte für die filmpädagogische Arbeit. Politische Haltungen und ihre Ausdrucksformen können ebenso thematisiert werden wie das Thema des Punk-Rock als musikalische Stilrichtung. Ferner lassen sich in einer weiterführenden Filmarbeit beispielsweise genrespezifische Aspekte herausarbeiten, die besondere Farbgebung der Bilder analysieren oder die verwendeten formästhetischen Mittel unter dem Gesichtspunkt ihrer Wirkung und des gegenseitigen Zusammenspiels besprechen.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Lisa Haußmann, 02.05.2014, Vision Kino 2014.