Das Mittelmeer glitzert, die Liegestühle stehen in Reih und Glied und ebenso auch die Balkone des spanischen Hotels, in dem die 13-jährige Claire mit ihrer Mutter und Schwester Zoe Urlaub macht. Hier soll man Spaß haben, sich sonnen, flirten, shoppen und abends Party machen. Aber Claire gelingt das nicht. Es ist, als würde sie nicht zu dieser Welt gehören, dabei beobachtet sie alles ganz genau – wie ihre Mutter mit einem Hotelangestellten anbandelt, wie sich Zoe in einen Jungen verliebt, wie andere Teenager sich verhalten. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Doch dann lernt sie Amram kennen, einen Jungen aus dem Senegal. Er ist so alt wie sie und genauso einsam. Amram ist arm. Er verkauft Schmuck, manchmal auch seinen Körper. Claire will ihm helfen, wählt dafür aber den falschen Weg und bringt ihn damit in noch größere Schwierigkeiten.
Es ist heiß in
Andalusien, aber es ist eine kalte Welt, die Regisseurin Carolina Hellsgård in ihrem Film entwirft. Die Menschen reden wenig miteinander und grenzen sich ab: die europäischen Touristen von den afrikanischen Migranten, die Mutter von ihren Töchtern. Wie eingeschlossen wirken die Figuren, was bildlich viele Innenaufnahmen, Vorhänge und Glasscheiben sowie eng gefasste
Kameraeinstellungen vermitteln. Claire jedoch öffnet sich für einen anderen Menschen, auch wenn ihre Beziehung zu Amram zunächst auf einem materiellen Austausch und damit auch auf einem Machtverhältnis basiert. Über Amram bekommt sie Zugang zur Lebenswirklichkeit von Menschen, die aus Afrika nach Spanien gekommen und dort gestrandet sind. Dass manche dabei ihr Leben verlieren, zeigen lange
Kamerafahrten, denen etwas Albtraumhaftes anhaftet.
Sunburned erzählt vom Schicksal afrikanischer Migranten und von einem Mädchen, das am Ende kein Kind mehr ist.
Sunburned, Trailer (© Camino Filmverleih)
Wo die einen Urlaub machen, kämpfen andere ums Überleben oder um ein würdevolles Dasein. Der Film veranschaulicht vor allem für Zuschauer*innen im Alter der Hauptfigur diese Problematik und bietet einen guten Anlass, um über die Situation von Migrant*innen in Europa zu sprechen. Warum ist Amram nach Spanien geflüchtet? Und wie wird seine Situation dargestellt? Während die meisten Hotelgäste diese Realität ausblenden, versucht Claire bewusst zu helfen, was die Frage aufwirft, was man als Einzelner tun kann oder sollte. Vertiefend kann der Film auch unter einem kapitalismuskritischen Blickwinkel analysiert werden, vor allem in Hinblick auf die im Film dargestellten zwischenmenschlichen Beziehungen und der Frage, welche Rolle Geld dabei spielt. In diesem Zusammenhang ist auch die Freundschaft von Claire und Amram von Interesse. Nicht zuletzt kann besprochen werden, wie die Schüler*innen den Ausgang der Geschichte und das Schicksal Amrams interpretieren.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Kirsten Taylor, 27.05.2020, Vision Kino 2020.
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