Filme über die RAF sind seit geraumer Zeit en vogue. Christopher Roths jüngstes Porträt von Andreas Baader zieht die Spanne von 1967 bis zu seiner Verhaftung im Jahre 1972. Baader knackt Autos, legt mit seiner großen Liebe Gudrun Ensslin Brände in zwei Frankfurter Kaufhäusern und flieht nach Paris. Zurück in Deutschland kommt Baader wieder ins Gefängnis, wird spektakulär befreit und geht mit Ensslin, Ulrike Meinhof und anderen Mitstreitern nach Jordanien, um sich zum Guerillero ausbilden zu lassen. Als Rote Armee Fraktion (RAF) sagen sie dem Staat den Kampf an. Doch bald gerät Baader in das Fadenkreuz von BKA-Chef Kurt Krone. – Baader ist ein Spielfilm und hält sich nach Aussagen des Regisseurs ganz bewusst nur ungefähr an die Wirklichkeit. Grundsätzlich ist zwar gegen eine Fiktionalisierung nichts einzuwenden, allerdings hätte sich der Regisseur entscheiden müssen, welche Geschichte er erzählen will: So dokumentarisch sein Film angesichts vieler montierter Archivaufnahmen vom Vietnam-Krieg, dem Schahbesuch und dem Attentat von Rudi Dutschke daher kommt, so unmotiviert und peinlich wirkt vor allem der erfundene und damit historisch völlig falsche Schluss. Roth lässt Baader einen allen Konventionen der Filmkunst entsprechenden, symbolischen Heldentod sterben. Umzingelt von der Polizei in Frankfurt 1972 zieht er zwei Pistolen und wird von Kugeln zerfetzt. In Wirklichkeit hat sich die Politikone der Staatsgewalt ergeben. Insgesamt fehlt dem Film eine narrative Logik. Überzeugend und wirklichkeitsnah dagegen die charakterliche Zeichnung des Helden. Darsteller Frank Giering zeigt Baader als Macho, als coolen Gangster und Autofreak, als lächerlichen Angeber und Diktator, der Zweifel und Kritik "Fotzenlogik" nennt und aus der Gruppe rauswirft, wer "schwach" wirkt.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.10.2002