Bei einem Autounfall kommen zwei Frauen ums Leben. Ihre Ehemänner Frank und Paul überleben und ziehen gemeinsam Franks kleine Tochter Lilli auf. Jahre später verdingen sich die Freunde mehr schlecht als recht als verkrachte Kleinkriminelle. Die inzwischen 15-jährige Lilli entdeckt unterdessen ihre Sexualität. Ihre erste Liebe gilt dem schwarzen Pizzafahrer Tommy, doch aus einer Laune heraus verführt sie Paul. Als sie plötzlich schwanger ist, dreht der jähzornige Vater durch. Er erschießt Tommy, den er für den Erzeuger seines Enkels hält, und landet im Gefängnis. Paul und Lilli flüchten nach Holland und stranden an jenem Küstenstreifen, wo sich einst die tödliche Familientragödie ereignete. Als Frank im Gefängnis hinter das Geheimnis von Paul und Lilli kommt, bricht er aus und macht sie schließlich ausfindig. Es kommt zu einer Konfrontation auf Leben und Tod zwischen den beiden Männern. Doch als Lillis Wehen einsetzen, raufen sie sich zusammen. Auf dem Weg zur Entbindungsstation kommt es zu einem weiteren dramatischen Zwischenfall, bei dem ein Polizist ums Leben kommt.
Viele Filme handeln von Beziehungen zwischen jungen Mädchen und älteren Männern nach dem Vorbild von Nabokovs Roman "Lolita", in dem ein reifer Mann einer Minderjährigen verfällt. Eine unschuldige Freundschaft, wie sie die Regisseurin Anne Wild in
Mein erstes Wunder entwarf, ist eher die Ausnahme. Philipp Stölzl spielt in seinem Erstling
Baby, zu dem Wolfgang Kohlhaase das
Drehbuch schrieb, brillant mit solchen Erwartungshaltungen und Klischeevorstellungen des Publikums, ohne sie zu erfüllen. Er möchte damit aber nicht so sehr provozieren wie bewusst machen, dass Täter-Opfer-Beziehungen mitunter komplizierter und vielschichtiger sind, als man es gerne wahrhaben möchte. Paul zum Beispiel ist im Grunde ein warmherziger, gutmütiger Tropf, der den Schicksalsschlägen des Lebens hilflos ausgesetzt ist und in seiner Verantwortung als Erwachsener versagt.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.02.2004