Havanna in den 1960er Jahren: Der in bitterer Armut auf dem Land aufgewachsene Reinaldo Arenas beginnt in der Stadt zu studieren und ist begeistert von der sozialen und sexuellen Revolution, die sein Land erfasst hat. Er schreibt mit 20 Jahren seinen ersten Roman, gerät als Homosexueller und Schriftsteller aber bald unter politischen Druck. Die Veröffentlichung seines zweiten Romans in Frankreich führt zu offener Verfolgung und Bedrohung seitens der Regierung von Fidel Castro. Eine fingierte Anklage bringt ihn für mehrere Jahre ins Gefängnis, wo er sein schriftstellerisches Werk verleugnen muss. Als Castro 1980 "Homosexuellen, Geisteskranken und Verbrechern" erlaubt, das Land zu verlassen, geht Arenas ins Exil nach Miami und später nach New York, wo er seine schriftstellerische und politische Arbeit fortsetzt. 1990 stirbt er in New York an Aids, verarmt und verlassen. – Die zweite Künstlerbiografie des Malers und Regisseurs Julian Schnabel ( Basquiat ) kommt vier Jahre nach Fertigstellung nun endlich auch in die deutschen Kinos. Basierend auf den Schriften von Reinaldo Arenas erzählt Schnabel die Lebensgeschichte des berühmten kubanischen Schriftstellers als poetisch-realistische Parabel auf die unbedingte Freiheit eines Künstlers im Leben wie in der Kunst. Dieses Freiheitsbedürfnis stößt an seine Grenzen sowohl durch starre gesellschaftliche Strukturen und politische Repression als auch durch das extreme soziale Gefälle zwischen armen und reichen Ländern. Weder Kuba noch die USA haben dem Künstler offensichtlich die Heimat und die Freiheit auf Dauer geben können, die er zum Überleben benötigt hätte. Before Night Falls ist das glänzend gespielte, rundum beeindruckende Porträt eines politisch verfolgten und im Exil vereinsamten Menschen, der seine Kunst als Waffe und immer auch als Kritik an den herrschenden Verhältnissen begriffen hat.
Autor/in: Holger Twele, 01.01.2004