Myriam Rosenfeld, eine erfolgreiche Jüdin aus New York und Überlebende von Auschwitz, kehrt nach Jahrzehnten an den Ort der Pein zurück und begegnet dort dem jungen Deutschen Oskar, dessen Großvater Nazi war und der sich auf seine Weise der Vergangenheit nähert: Er macht Fotos, um "das Unsichtbare zu zeigen". Erst verweigert sich Myriam einer Kontaktaufnahme mit dem Enkel des Täters, doch dann erliegt sie der leisen Überzeugungskraft des Fotografen, begibt sich mit ihm auf eine Spurensuche, die schreckliche Erinnerungen wachruft. – Sieben Jahre dauerte es, bis Marceline Loridan-Ivens dieses Stück schmerzhafter Trauerarbeit realisieren konnte. Gemeinsam suchen die Protagonisten/innen nach einer Antwort auf die Frage nach dem Warum, wie Familienväter zu Folterknechten wurden. Loridan-Ivens verzichtet auf Rückblenden und bekannte Archivaufnahmen. Ihr Blick fokussiert sich nicht nur auf die Vergangenheit, sondern verbindet die Erinnerung mit Gegenwart und Zukunft. Beeindruckend in dieser literarischen Filmerzählung sind die zurückhaltende, manchmal fast poetische Kameraführung, die Doppelbödigkeit der Bilder und die Darsteller/innen Anouk Aimee und August Diehl.
Autor/in: Margret Köhler, 01.04.2004