Georges Laurent und seine Frau Anne sind ein gut situiertes Ehepaar mit Kind. Ihre Ruhe wird gestört, als sie eines Tages anonym ein Video zugeschickt bekommen, das Aufnahmen vom Haus und der Straße zeigt. Und dabei bleibt es nicht. Jedes weitere Video steigert ihre Angst; sie stehen unter Beobachtung, daran besteht kein Zweifel. Zusätzlich erhält das Paar noch handgezeichnete Bilder, auf dem ein Junge mit blutendem Mund entsetzt ins Leere starrt. Durch die geheimnisvollen Botschaften kommen bei dem Mann Erinnerungen an seine Kindheit hoch, als er einen algerischen Jungen mit falschen Anschuldigungen aus dem Haus seiner Eltern trieb. Als ein weiteres Video zu diesem inzwischen in Paris lebenden Algerier führt, wird Georges zum aktiv Handelnden und steuert auf eine Katastrophe zu. – Michael Haneke inszenierte einen vielschichtigen und intelligenten Thriller über das langsame Zerbrechen einer Familie, über eine Zeit, in der nichts mehr sicher ist und eine diffuse Bedrohung von außen innere Strukturen zerstört. Wenn im Hintergrund Fernsehbilder vom Irak flimmern, ahnt man, dass sich die Gewalt-Explosion unaufhaltsam nähert und auch vor der westlichen Zivilisation nicht halt macht. Haneke spielt mit den Erwartungen des Publikums und lässt hier subtiler als in Funny Games die Auflösung offen. Der ganz normale Horror dauert bis zum Schluss an. Am Ende ist nur eines klar: Der bürgerliche Firnis ist sehr dünn. Der Regisseur und sein Film über die traumatische Vergangenheitsbewältigung in Frankreich zum Kolonialkrieg in Algerien wurden mit dem Europäischen Filmpreis 2005 ausgezeichnet.
Autor/in: Margret Köhler, 01.01.2006