Das Period Picture De-Lovely liefert gediegene Unterhaltung für filmische Gourmets und ist eine smarte Filmbiografie über den Komponisten und Arrangeur Cole Porter. Neben Irvin Berlin und George Gershwin gilt Porter, der auch seine Texte meist selbst schrieb, als einer der bedeutendsten Musicalkomponisten Amerikas. Etliche seiner etwa 500 Schlager wie "Let's Misbehave" oder "I've Got You Under My Skin" wurden Evergreens und gehören zum Grundrepertoire des Jazz. Kevin Kline spielt den bisexuellen Künstler mit großer Hingabe und positioniert sich mit der wohl besten Leistung seiner Karriere für die nächste Oscar-Nominierungsrunde. An seiner Seite läuft Ashley Judd als Porters ebenso mondäne wie tolerante Ehefrau ebenfalls zu Hochform auf. Regisseur Irwin Winkler erzählt die Episoden eines sehr bewegten Artistenlebens aus der Rückschau des schwer kranken Protagonisten, was Gelegenheit zu geschickt eingebauten musikalischen Intermezzi bietet. Beim opulenten Soundtrack sind etliche heutige Pop-Künstler wie Alanis Morissette, Nathalie Cole, Elvis Costello, Diana Krall oder Sheryl Crow vertreten, die sich der Porter-Evergreens liebevoll annehmen. Die sorgfältige Ausstattung, exquisite Schauplätze und eine elegante Kameraführung runden den wehmütigen Trip in die Glitzerwelt des Broadway ab, dessen Schattenseiten des Ruhmes aber nicht ausgeblendet werden. So rückt Winkler zwar die außergewöhnliche Liebesbeziehung und professionelle Allianz des Ehepaares in den Mittelpunkt, zeigt aber auch den Abstieg Porters, der sich nach der Amputation des rechten Beines nach einem Reitunfall fast ganz aus der Öffentlichkeit zurückzog.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.01.2005