Cathy und Frank Whitacker führen eine vermeintlich perfekte Ehe in einer amerikanischen Kleinstadt der 1950er Jahre mit allem was dazu gehört: ein schönes Haus, ein gepflegter Garten, wohlerzogene Kinder und schwarze Dienstboten. Sie wird in der Öffentlichkeit als ideale Hausfrau bewundert, er als erfolgreicher Geschäftsmann. Doch unter der glatten Oberfläche brodeln heimliche Leidenschaften. Die Beziehung des Paares zerbirst unter dem Druck von außen und innen, als Cathy die homosexuelle Veranlagung ihres Mannes entdeckt, und sie selbst wegen ihrer Freundschaft zu einem farbigen Gärtner ins Gerede kommt. – Nachdem sich François Ozon mit seiner Komödie 8 Femmes bereits tief vor Douglas Sirk verneigte, stellt nun Todd Haynes einen Film vor, den der Meister des Melodrams in den 50er Jahren wohl gern gemacht hätte, aber aufgrund strenger Zensur in den USA nie drehen durfte: eine Sinfonie aus herbstlichen Farben, prächtigen Kostümen und Dekors, die Harmonie signalisieren und doch nur goldener Käfig sind in einer Welt, in der jeder Anflug von Individualismus gnadenlos bestraft wird. Dem Himmel so fern thematisiert sexuelle Repression und Rassismus vor dem Hintergrund des amerikanischen Lebensgefühls, gesellschaftlicher Vorurteile und Konventionen. Poesie und Pointiertheit fügen sich zu einem Meisterwerk, das den Zuschauer mit seinen Gefühlen und Erinnerungen in die McCarthy-Ära zurückversetzt, ihm gleichzeitig aber Einsichten und Toleranz der Gegenwart abverlangt.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.03.2003