Melanie Pröschle ist jung, enthusiastisch und hochmotiviert, als sie ihre erste Stelle als Lehrerin an einer Realschule in Karlsruhe antritt. Vom langjährigen Freund und der Heimatstadt befreit, soll nun ihr neues Leben beginnen. Doch in der Schule hat niemand auf die junge Frau gewartet, die alles besser machen will. Auch in der Nachbarschaft reagiert man eher verhalten auf ihre freundliche Vorstellung an der Wohnungstür. Melanie will sich davon nicht unterkriegen lassen. Bald lernt sie Tina kennen, die genau gegenüber wohnt, gerade von ihrem Freund verlassen wurde und nun ein bisschen Abwechslung möchte. Die neue Freundin wird schnell zum einzigen Haltepunkt in Melanies Leben, während in ihrer Klasse das Chaos tobt und sie mit Kakao beworfen wird. Die Theorie des Studiums und die Realität in der Schule finden nicht zusammen, und die Kollegen/innen geben ihr keinen Rückhalt. Da bietet Tina mit ihrer Boutique und den aufregenden Freundinnen eine Perspektive. Aber auch Tina hat schnell keine Lust mehr auf die eigenwillige Melanie, die es immer zu gut meint und dabei jede Grenze übertritt. – Maren Ade beschreibt in ihrem Debütfilm die beklemmende Realität einer jungen Lehrerin, die ihre Vorstellungen vom Leben nicht mit der Wirklichkeit in Einklang bringen kann und zunehmend verzweifelt reagiert. Je mehr Ablehnung sie erfährt, desto eigenartiger benimmt sie sich: ein endloser Kreislauf. Doch neben dieser eigentlich liebenswerten, hilflosen, jungen Frau zeichnet der Film auch ein Bild vom schweren Berufseinstieg junger, praxisfern ausgebildeter Lehrer/innen. Wie reagiert man auf das aggressive Verhalten von Schülern/innen und auf Eltern, die im Problemgespräch nur das Versagen der Lehrerin konstatieren? Die Ergebnisse der Pisa-Studie und die aktuelle Diskussionen um die deutsche Schulreform erscheinen durch den Film in einem ganz anderen, viel lebendigerem Licht.
Autor/in: Dinah Münchow, 01.01.2005