Wie lange können der Weihnachtsmann, der Osterhase, die Zahnfee und der Sandmann noch die Helden/innen der Kinder sein? Denn Pitch, der Schwarze Mann, setzt alles daran, deren guten Ruf zunichte zu machen und stattdessen sich selbst wieder in Erinnerung zu rufen. Schon längst hat er damit begonnen, den Traumsand des Sandmanns zu manipulieren und damit für heftige Alpträume zu sorgen. Und bald schon werden die Kinder im Tausch gegen ausgefallene Zähne auch keine Münzen oder Süßigkeiten der Zahnfee unter ihrem Kopfkissen finden. Ausgerechnet Jack Frost, der traditionell mit Schnee und Eis für Spaß und Chaos zugleich sorgen kann, für die Kinder schon immer unsichtbar war und nicht einmal an sich selbst glaubt, soll den alten Legenden helfen, Pitch Einhalt zu gebieten.
Mit ungewöhnlich
düsteren Bildern lässt Peter Ramsey seinen
Computeranimationsfilm beginnen und stellt dabei vor allem Jack Frost in den Mittelpunkt, einen unsicheren Jungen, der zudem jede Erinnerung an seine Vergangenheit verloren und seinen Platz in der Welt noch nicht gefunden hat. Mit dieser Hintergrundgeschichte wird Frost zu der interessantesten und ernsthaftesten Figur des Films, die sich deutlich von den komisch angelegten anderen Protagonisten/innen abhebt. Insbesondere der tätowierte, durchtrainierte Weihnachtsmann mit seinem russischen Akzent oder der australische Osterhase überschreiten deutlich die Grenze zur Parodie. So geht
Die Hüter des Lichts mit deren Auftreten nach der unheimlich wirkenden Anfangsszene schließlich zu den gängigen Erzählmustern aktueller CGI-Produktionen über.
Vor allem die Entwicklung von Jack Frost, der endlich auch von anderen wahrgenommen werden will, allmählich an Selbstvertrauen gewinnt und sich schließlich seinen Ängsten stellt, kann als Ausgangspunkt für eine Betrachtung seiner inneren Entwicklung im Unterricht dienen. Ansonsten laden insbesondere die mythischen Figuren zur Auseinandersetzung ein. So lohnt sich etwa die Beschäftigung mit dem Sandmann, weil dieser früher – etwa bei E.T.A. Hoffmann – auch als Schreckfigur galt und heute vor allem positiv gesehen wird. Weiteren Analysestoff bieten die kommerzialisierten Gestalten des Weihnachtsmanns und des Osterhasen sowie der Bogeyman, der in der deutschen Synchronfassung als "Schwarzer Mann" bezeichnet wird und als Symbol für den Tod steht. In diesem Zusammenhang kann auch auf das
Farbkonzept des Films eingegangen werden, wird doch jeder dieser Figuren eine eigene Farbe zugewiesen, die sie visuell erkennbar macht und die zugleich in Beziehung zu ihren besonderen Eigenschaften steht.
Autor/in: Stefan Stiletto, 27.11.2012
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