Drei Freunde begegnen sich in einer deutschen Kleinstadt wieder, in der sie vor drei Jahren Abitur gemacht haben. Felix ist nach abgebrochenem Studium gerade reumütig zu seinen Eltern zurückgekehrt und beginnt eine Ausbildung bei der Polizei. Sein bester Freund Sören arbeitet in einem Maklerbüro und dealt nebenbei mit Drogen, um seinen Traum von einer Eigentumswohnung zu verwirklichen. Und Schmidt ist frustriert, dass er bei Mädchen keinen Erfolg hat, und kompensiert seine Gefühle mit Macho-Allüren. Felix gerät als angehender Polizist in Loyalitätskonflikte, als er Sören beim Schmuggeln helfen soll. Trotzdem schlägt er Sören den Freundschaftsdienst nicht ab. Gerade noch rechtzeitig kann er verhindern, dass dieser von der Polizei erwischt wird. Doch erst Schmidts tragischer, selbst verschuldeter Autounfall rüttelt alle wach. – Als ein Film über die Orientierungslosigkeit und Langeweile von Jugendlichen nach dem Schulabschluss wirkt Die Klasse von '99 wie eine Fortsetzung von Marco Petrys viel beachtetem Debütfilm Schule . Erzählte dieser noch recht ungezwungen von der Narrenfreiheit des Teenagerdaseins, so ist der Tonfall nun deutlich ernster. Denn für Felix und seine Freunde sind die Zeiten der Sorglosigkeit vorbei, ihnen steht das Erwachsen-Werden-Müssen unmittelbar bevor. Überzeugend und realitätsnah porträtiert Petry junge Halbstarke des behüteten Mittelstands Anfang 20, die außer der Disco nicht viel kennen gelernt haben, sich von ihren Eltern nicht verstanden fühlen, Ängste und Unsicherheiten mit vermeintlicher Coolness überspielen und keine Vorstellung davon haben, was ihnen das Leben außer materiellen Dingen zu bieten haben könnte. Trotz solches Pessimismus' gibt es in der Klasse von '99 auch einen Hoffnungsschimmer. In Gestalt des introvertierten, klugen und sympathischen Felix tritt zumindest einer auf, der sich von herkömmlichen, problematischen, männlichen Sozialisations- und Identifikationsmustern befreit, reifer über seine Zukunft nachdenkt als seine Freunde und Gruppenzwänge hinterfragt.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.10.2003