Im Frühjahr 1939 lernen sich die Züricher Schriftstellerin und Fotografin Annemarie Schwarzenbach und die Genfer Ethnologin und Reiseschriftstellerin Ella Maillart kennen. Im gleichen Jahr fahren sie mit einem alten Ford über die Türkei und Persien bis nach Afghanistan. Während die rastlose Ella in einem abgelegenen Tal im Hindukusch einen nahezu unbekannten Nomadenstamm erforschen will, versucht die depressive Annemarie, ihrer Drogensucht und ihrer reichen Schweizer Familie zu entfliehen. Auf der sechsmonatigen Reise durch Wüsten und Steppen müssen die beiden Abenteuerinnen viele Strapazen aushalten, wobei zwischen ihnen eine leidenschaftliche Freundschaft entsteht. In Kabul angekommen, setzt der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ihren Plänen ein Ende. – Die reale Reise der beiden historischen Figuren, die auch ohne die aktuelle politische Lage in Afghanistan heute wohl kaum mehr in dieser Weise zu realisieren wäre, hat die beiden in Köln lebenden Schweizer Filmemacher Fosco und Donatello Dubini zu einem außergewöhnlichen Spielfilm inspiriert. Er schildert als Kombination von Road Movie, Kammerspiel und Romanze eine Reise an die inneren und äußeren Grenzen. Die große Stärke des Films liegt in den faszinierenden Landschaftspanoramen des Kameramanns Matthias Kälin, deren zuweilen hypnotische Wirkung von einer orientalisch akzentuierten Musik wirkungsvoll verstärkt wird. Jeanette Hain und Nina Petri stellen die beiden für ihre Zeit mutigen und emanzipierten Frauen mit großer Intensität dar. In den Dialogen hört man jedoch leider oft "das Papier rascheln". Von einigen Längen abgesehen, gelingt es den Dubinis, die zweifachen Spannungen in einer geradezu meditativen Balance zu halten: die Konfrontation der Frauen mit der Fremde und ihre gleichzeitige Konfrontation mit dem Spiegelbild, das jede der beiden für die andere darstellt.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.11.2002