In ihrem sehr persönlich gehaltenen Dokumentarfilm "sammelt" die Filmemacherin Agnès Varda mit einer kleinen Digitalkamera Eindrücke von Menschen, die am Rande der Wohlstandsgesellschaft von dem leben, was andere wegwerfen oder liegen lassen: Feldfrüchte, die von den auf Effizienz getrimmten Maschinen übersehen werden, Kartoffeln, die tonnenweise weggeschmissen werden, weil sie zu groß oder zu klein geraten sind und der Euronorm nicht entsprechen, Obst und Gemüse, das auf dem Wochenmarkt nicht verkauft werden konnte, Lebensmittel aus dem Supermarkt mit gerade abgelaufenem Verfallsdatum, reparierbare Kühlschränke, übriggebliebene Flohmarktartikel und vieles mehr. Häufig sind es sozial Schwache, die auf diese Weise ihr Überleben sichern, manchmal (Lebens-) künstler, die gelernt haben, Dinge nicht nur nach ihrem vorgesehenen Zweck zu beurteilen, bisweilen auch nachdenkliche Menschen, die freiwillig auf manche Annehmlichkeiten verzichten und sich bewusst gegen die Absurditäten und Ungerechtigkeiten einer Wegwerfgesellschaft im Überfluss wenden. Nachdem der Film im französischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, wollten ihn Tausende im Kino sehen. Er scheint einen Nerv der Zeit getroffen zu haben.
Autor/in: Holger Twele, 01.12.2001