Ein in die Jahre gekommener Hollywoodstar flüchtet mitten in der Prärie während der Dreharbeiten zu einem Western vom Set. Er will aus seinem starren Lebenskorsett ausbrechen und besucht als erstes nach vielen Jahren seine allein lebende Mutter. Von ihr erfährt er, dass er womöglich ein Kind hat, von dem er nie etwas wusste. Prompt macht er sich auf, um die Kellnerin Doreen zu finden, mit der er vor Jahren eine Affäre hatte. Aber die Wiederbegegnung mit Mutter und Sohn verläuft anders, als er es sich wünscht. – Don't Come Knocking trägt unverkennbar die Handschrift des Drehbuchautors und Hauptdarstellers Sam Shepard und zugleich die des stets vom Mythos des amerikanischen Westens faszinierten Regisseurs Wim Wenders. Assoziationen mit dessen Opus magnum Paris, Texas (1984) drängen sich förmlich auf. Dabei geht es Wenders in erster Linie um die Menschlichkeit seiner Figuren. Im Zentrum steht die Tragödie eines abgehalfterten Cowboys, der irgendwann erkennen muss, dass er seine Seele für ein bisschen Glamour und Ruhm verkauft und dabei sein Leben verpasst hat. Doreen, die ihn in einem Wutanfall einen Feigling und Versager schimpft, ist zwar bodenständiger, wenngleich auch sie es sich zu leicht macht, wenn sie die Schuld für die sich anbahnenden familiären Konflikte allein Howard zuschiebt. Schließlich war es ihre Entscheidung, dass Kind auch ohne einen Ehemann auszutragen und großzuziehen. Optisch ist Don't Come Knocking ein Meisterwerk mit teils traumhaften landschaftlichen Tableaus und Kompositionen, die in ihrer Einsamkeit an die Bilder des US-amerikanischen Malers Edward Hopper erinnern.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.08.2005