Der Witwer Walter Vale führt ein weitgehend isoliertes Leben. Dem Universitätsprofessor ist jede Leidenschaft für seinen Beruf abhanden gekommen. Als er nach längerer Abwesenheit seine New Yorker Wohnung aufsucht, trifft er auf ein irrtümlich dort einquartiertes Migrantenpärchen. Halb aus Nächstenliebe, halb aus Langeweile gewährt er den Fremden eine Bleibefrist und weckt damit unverhofft die eigenen Lebensgeister. Während die Senegalesin Zainab reserviert bleibt, lehrt der aufgeschlossene Syrer Tarek seinen neuen Freund das Trommeln. Schon bald bestaunt man im Park einen weißen Anzugträger, der gemeinsam mit anderen Straßentrommlern heiße afrikanische Rhythmen intoniert. Doch eine Verhaftung Tareks zerstört das multikulturelle Idyll: Bei dem Pärchen handelt es sich um illegal Eingewanderte. Walter beginnt einen aussichtslosen Kampf mit dem Behördenapparat, um Tareks Abschiebung zu verhindern. Dabei lernt er auch dessen Mutter Mouna kennen, die voller Sorge um ihren Sohn angereist ist.
Regisseur Thomas McCarthy inszeniert ein politisches Lehrstück als erfrischende Außenseitergeschichte, die ganz ohne falsche Sentimentalität oder erhobenen Zeigefinger auskommt. Nuanciert und zurückhaltend spielt Richard Jenkins einen Mann, der durch eine mitmenschliche Begegnung aus seinem Trott gerissen und mit Fragen persönlicher sowie gesellschaftlicher Verantwortung konfrontiert wird. Im Setting macht der fensterlose, auch durch die unterkühlte
Farbgebung abweisend wirkende Bau der Ausländerbehörde die subtile Ausgrenzungspolitik auch optisch bewusst. Dennoch überwiegt in dem ruhig
montierten Film ein warmherziger Ton, der die verschiedenen Lebenswelten mit leisem Humor in Kontrast setzt. Dazu dient auch der gelegentliche Einsatz von klassisch-europäischer und afrikanischer
Musik.
Die soziale und politische Lage illegaler Migranten/innen und Flüchtlinge bietet einen ersten pädagogischen Anknüpfungspunkt. Aus der Perspektive Walters gewährt der Film Einblick in einen Personenkreis, der durch Angst, Vorurteile und den Zwang zu einem Leben im Geheimen von der Mehrheitsgesellschaft ausgeschlossen bleibt. Vorbehalte gegen Muslime nach dem 11. September 2001 spielen unterschwellig ebenfalls eine Rolle. Gezeigt wird, wie schnell sich – nicht durch Mitleid, sondern durch einfache zwischenmenschliche Interaktion – gegenseitige Hemmungen überwinden lassen. Walter, der übrigens den titelgebenden "Besucher" darstellt, durchläuft in diesem zunächst persönlichen Prozess auch eine politische Bewusstseinsbildung, die Schüler/innen mühelos nachvollziehen können. Die Protagonisten/innen leiden unter Gesetzen, denen ein demokratischer Willensentscheid Legitimation verleiht, die aber auch zu verändern sind. Die Gründe und Folgen politischer Apathie oder aber politischen Engagements sind weitere Themen, die sich im Unterricht erörtern lassen.
Autor/in: Philipp Bühler, 11.01.2010
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