Faat Kiné ist die erfolgreiche Geschäftsführerin einer Tankstelle. Am Tag des Abiturs ihrer Kinder blickt sie zurück auf ihre traumatische Vergangenheit. Sie selbst wurde einst zwei Monate vor dem Abitur der Schule verwiesen, weil sie von einem Lehrer schwanger war. Ihr erzürnter Vater wollte sie damals zur Strafe mit kochendem Wasser übergießen, aber die Mutter warf sich schützend dazwischen und leidet seither an den Narben ihrer Verbrennungen. Von ihrem Vater enterbt und von den Erzeugern ihrer beiden Kinder Djib und Aby im Stich gelassen, konnte Faat Kiné nicht ihren Traumberuf ergreifen und Anwältin werden. Jetzt führt die erfolgreiche Geschäftsfrau selbstbewusst ein unabhängiges Leben als allein erziehende Mutter in Dakar. Die Familienkonflikte brechen noch einmal auf, als die Väter von Djib und Aby deren Abiturfeier stören und sich als fürsorgliche Elternteile aufspielen. Am Ende weist Djib seinen Vater mit den Worten, er sei eine Schande für das junge Afrika, hinaus. – Faat Kiné ist eine ebenso mutige wie humorvolle Geschichte über Frauenemanzipation im Senegal. Es ist zugleich der zweite Film einer Trilogie unter dem Titel "Heroisme au quotidien" (Heldentum im Alltag), den der senegalesische Regisseur Ousmane Sembène (Jg. 1923) den Frauen gewidmet hat. Der Film übt herbe Kritik an der patriarchalischen Gesellschaft, die Frauen als Menschen zweiter Klasse behandelt und es immer noch als selbstverständlich erachtet, dass Männer das Sagen in der Familie und mehrere Ehefrauen gleichzeitig haben. Am Rande geht es auch um das leichtsinnige und rücksichtslose Sexualverhalten vieler afrikanischer Männer, die trotz ihrer polygamen Lebensweise und der in Afrika weit verbreiteten Immunschwächekrankheit Aids ihren Frauen Sex ohne Kondome zumuten. Das alles vermittelt der Film dank starker Heldinnen, die den Machos haushoch überlegen sind und sich in der Not zu helfen wissen, mit Humor und ohne verbitterten Unterton. Mit ihnen entwirft der Regisseur zugleich Vorbilder für eine moderne Frauengeneration, von der er hofft, dass sie Afrika voranbringen werde. Dieser gesellschaftspolitische Anspruch trägt den Film, auch wenn die Dialoge mitunter etwas didaktisch und pädagogisch wirken. Ohnehin erinnert Faat Kiné mit kammerspielartigen Szenen, die wie verfilmtes Theater wirken, an die Lehrstücke von Bertolt Brecht.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.01.2004