Schon kurz nach der erfolgreichen Markteinführung des neuen Hamburgers "The Big One" droht einer amerikanischen Fast-Food-Kette der erste Skandal: Um den Vorwürfen eines Forschungsinstituts nachzugehen, das Fleisch sei mit Kolibakterien verseucht, schickt das Unternehmen kurzerhand seinen Manager Don Henderson in eine Kleinstadt nahe der mexikanischen Grenze. Während er dort die rauen Seiten des alles andere als klinisch sauberen Fast-Food-Geschäfts kennen lernt, lassen sich gleichzeitig immer mehr verarmte Flüchtlinge in der Hoffnung auf Verbesserung ihrer Lebensumstände in die USA schleusen, um schließlich jedoch unter menschenunwürdigen Bedingungen an den Fließbändern der Schlachthöfe zu arbeiten. An anderer Stelle scheitert der in jugendlichem Eifer von der Hamburger-Verkäuferin Amber und ihren Freunden geprobte Widerstand gegen den hoch technisierten Industriezweig und die gesamte Fast-Food-Gesellschaft bereits daran, dass nicht einmal die Rinder selbst ihrem traurigen Schicksal entfliehen wollen, als sie von Aktivisten/innen freigelassen werden.
Fast Food Nation basiert zwar auf dem gleichnamigen Sachbuch von Eric Schlosser, der auch am Drehbuch mitwirkte, ist jedoch kein Dokudrama oder ein filmisches Pamphlet wie etwa Morgan Spurlocks
Super Size Me (USA 2004), sondern ein Spielfilm mit episodischer Struktur über die globalisierte Nahrungsmittelindustrie. Regisseur Richard Linklater demontiert darin den amerikanischen Traum von Selbstverwirklichung und grenzenloser Freiheit. Das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" führt die voller Hoffnung in die USA migrierten Flüchtlinge in einen Schlachthof, in dem die Menschen sich metaphorisch selbst zur Schlachtbank führen. Neben dem kritischen Kommentar über die Praktiken des Fast-Food-Geschäfts spiegelt der Film insgesamt ein pessimistisches Lebensgefühl: Sind die Protagonisten/innen anfangs noch voller Tatendrang, so passen sie sich zunehmend dem System an, in dem sie leben und für das sie arbeiten. Linklater bleibt seinem bisherigen Inszenierungsstil mit langen Sprechszenen treu und streut auch in
Fast Food Nation viele Szenen ein, in denen die Schauspieler/innen teils minutenlange Monologe halten. Was sie sagen klingt allerdings wirklichkeitsnah und authentisch.
Autor/in: Stefan Stiletto, 27.02.2007