In Reykjavik verliebt sich der Pensionär Karl in die alternde Schauspielerin Helga, die allerdings schon so senil ist, dass sie ihn immer wieder vergisst. Seine Tochter Steingerdur verehrt und umsorgt den charismatischen Fernsehprediger Samuel, der aber gar nicht so fromm ist, sondern sich regelmäßig und ausgiebig mit 'leichten' Frauen amüsiert. Karls Enkelin Julia kann sich nicht zwischen zwei Liebhabern entscheiden, einem Bankangestellten, der sie liebt, und einem temperamentvollen Seemann, den sie liebt. Als sie beiden erzählt, dass sie schwanger ist, überschlagen sich die Ereignisse. – Der isländische Regisseur Ragnar Bragason serviert in seinem Kinodebüt eine schrullige Tragikomödie mit aberwitzigen Beziehungskatastrophen. Was drei Generationen einer Familie binnen 24 Stunden in Reykjavik so alles an amourösen Eskapaden erleben und erleiden, das kombiniert Bragason zu einem eigenwilligen Episodenfilm, der neben witzigen Einfällen auch allerlei Plattitüden bietet. Wenn Julia zum Beispiel nasse Geldscheine am Herd verkokelt, statt sie zu trocknen, oder der Prediger sich in ein rotes Teufelskostüm zwängt, ehe er mit Prostituierten in den Whirlpool steigt, dann überschreitet Bragason die Grenze zum Klamauk oder zum grotesk überzogenen Gag. Schwächen zeigen sich auch im Rhythmus, bei der Montage und durch zu viele Nebenstränge in der Handlung. Überzeugender wirken die eher augenzwinkernd geschilderten Beziehungspannen und die stillen Momente, in denen Einsamkeit und Verletzlichkeit der Figuren deutlich werden. So erweist sich Fiasko keineswegs als solches, erreicht aber auch nicht das ästhetische Niveau und die Eleganz filmischer Vorbilder wie Short Cuts oder Magnolia .
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.11.2003