Mexiko 1971. Der ehemalige Stasi-Agent Helmut versucht vor seiner Vergangenheit zu fliehen und unter falschem Namen in Mexiko unterzutauchen. Doch der mexikanische Geheimdienst kennt seine Identität und zwingt ihn unter der Drohung, ihn an die DDR auszuliefern, eine Gruppe radikaler linker Studenten auszuhorchen. Der Geheimdienstchef Diaz schleust ihn als Geschichtsprofessor an der Universität der politisch unruhigen Hauptstadt ein, wo er leicht Kontakt zu der Gruppe bekommt. Helmut gerät in eine moralische Zwickmühle, als er sich in die Studentin Adela verliebt. Die Lage spitzt sich zu, als Diaz ihn beauftragt, den Anführer der Studenten zu töten, der ausgerechnet Adelas Bruder ist. – Beim Massaker von Tlatelolco 1968 erschossen mexikanische Sicherheitskräfte Hunderte demonstrierender Studenten, was zu einer Radikalisierung der Studentenbewegung führte. Diese Atmosphäre permanenter staatlicher Repression gegen die aufmüpfige Jugend bildet den gesellschaftlichen Hintergrund für die tragische Spionage-Romanze der mexikanischen Regisseurin Eva López-Sánchez. Gerade diese zeitgeschichtliche Verankerung beeinträchtigt jedoch die atmosphärisch dichte Inszenierung, denn zu viele Zusammenhänge bleiben für das einheimische und mehr noch für das internationale Publikum im Dunklen. Die Autorin und Regisseurin konzentriert sich stattdessen auf das menschliche Drama und die psychologischen Verstrickungen, die über den konkreten Fall hinausweisen. Ulrich Noethen versteht es überzeugend, der inneren Zerrissenheit eines schicksalhaften Gezeichneten Ausdruck zu geben. Der pathetische Schluss mit einer sinnlosen Blutrache gibt der Parabel jedoch wieder einen unnötigen Schub ins Melodramatische.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.06.2002