Die junge Mexikanerin Frida Kahlo genießt ihr Leben, bis sie 1925 mit 18 Jahren bei einem tragischen Busunfall schwer verletzt wird. Für Monate ist sie ans Bett gefesselt, wo sie, getrieben von einem unerschütterlichen Lebenswillen, zu malen beginnt. In gefühlsbetonten Bildern gibt sie ihren Träumen, Sehnsüchten und den nicht enden wollenden Schmerzen Ausdruck. Sobald sie wieder gehen kann, wählt sie sich den berühmten kommunistischen Wandmaler Diego Rivera zum Mentor und Geliebten. Obwohl der 21 Jahre ältere Rivera als Frauenheld verschrieen ist, heiraten die beiden. Für Frida beginnt damit eine temperamentvolle Liebesgeschichte mit vielen Höhen und Tiefen und zugleich eine außergewöhnliche Karriere. Nur ein Jahr nach ihrer ersten eigenen Ausstellung 1953 in Mexiko-City stirbt die Malerin, deren gesundheitlicher Zustand sich zunehmend verschlechtert hat. – Das opulente Künstlerporträt der US-Regisseurin Julie Taymor wird getragen von der mit großer Hingabe spielenden Salma Hayek, die das langwierige Projekt auch als Produzentin vorangetrieben hat. Ihre Leinwandpräsenz wird nur übertroffen von Alfred Molina, der Rivera als politisch und erotisch überaus aktiven Hedonisten hinreißend verkörpert. Im erstklassigen Ensemble verkörpern Stars wie Geoffrey Rush, Ashley Judd, Antonio Banderas und Edward Norton markante Nebenrollen. Angesichts der bekannten Handicaps von Biografien zu Künstlerikonen hat sich die Regie gut aus der Affäre gezogen. Sie verankert die Lebensstationen dieser exzentrischen Ikone des Feminismus, über die bereits mehr als 100 Bücher veröffentlicht wurden, hinreichend im zeitgeschichtlichen Kontext, veranschaulicht einleuchtend die inneren Triebfedern des künstlerischen Schaffens der Kahlo und würdigt in angemessener Form die prägende konfliktreiche Beziehung mit Rivera als Ehemann und professionellem Widerpart. Allerdings werden einige 'Schönheitsfehler' wie die Bisexualität der Kahlo, ihr von den Dauerschmerzen geförderter Drogenkonsum oder die verhängnisvolle Affäre mit dem Exilanten Leo Trotzky geglättet oder nur angedeutet. Für die unübersehbare Verzahnung von Biografie und Malerei bei dieser "Königin der Schmerzen" nutzt Taylor häufig, aber nicht zu häufig das Gestaltungsmittel der 'Tableaux vivants': Sie erweckt einige Kahlo-Gemälde gleichsam zum Leben, um biografische Stationen zu visualisieren, oder überführt reale Schlüsselsituationen in die surrealistisch verfremdeten Manifestationen der Kahlo.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.03.2003