New York 1905. Als Gesellschaftsdame von großer Schönheit weist Lily Bart nur zwei Fehler auf: Sie ist blauäugig gegenüber den Intrigen und Machtspielen der High Society, zu der sie gerne gehören möchte, und sie ist vor allem unvermögend. Daher ist sie auf der Suche nach einem wohlhabenden Mann, statt ihre große Liebe, einen einfachen Anwalt, zu nehmen. Als sie von einer Nebenbuhlerin zu Unrecht einer Affäre mit einem verheirateten Mann bezichtigt wird, verstößt die Gesellschaft sie und bringt Lily in eine ausweglos scheinende Lage. – Der englische Regisseur Terence Davies verfilmte das Werk der amerikanischen Romanautorin Edith Wharton als abgeklärtes und ausgeklügeltes Kammerspiel, in dem die Leidensgeschichte einer Frau und die Beziehungen der Figuren im Mittelpunkt stehen und visuell eindringlich und schnörkellos in Szene gesetzt sind. Trotz zeitgenössischer Kostüme und Ausstattung ging es Davies vor allem um die Gegenwartsbezüge der Geschichte, in der weniger innere Werte zählen, als Äußerlichkeiten und die Käuflichkeit des Menschen. Gillian Anderson ( Akte X ) in einer herausragenden Rolle, die den etwas schleppend anlaufenden, überlangen Film dennoch zum Erlebnis macht.
Autor/in: Holger Twele, 01.09.2001