Ein in freier Natur aufgewachsener Wilder wird von einem Forscherpaar entdeckt und "zivilisiert". Der Wissenschaftler, als Kind bereits ein penibler Neurotiker, möchte den Naturmenschen nach seinen Wertvorstellungen möglichst schnell umerziehen. Seine Frau, eine Außenseiterin, die an übermäßigen Haarwuchs leidet, entdeckt jedoch einige Gemeinsamkeiten mit dem "Forschungsobjekt". Sie verliebt sich in den Fremden und möchte mit ihm "zurück zur Natur". – Erst zwei Jahre, nachdem Human Nature auf dem Filmfest München den High Hopes Award als bester Nachwuchsfilm erhielt, kommt der Film des französischen Musikvideofilmers Michel Gondry im Gefolge seines neuen US-Erfolgsfilms Vergiss mein nicht! nach zahlreichen Startverschiebungen in die Kinos. Human Nature setzt sich auf ebenso intelligente wie witzige und mitunter auch geschmacklose Weise mit dem Zivilisationsprozess des Menschen auseinander, der ihn angeblich vom Affen unterscheidet, aber Gondry zufolge mit dem hohen Preis der Entfremdung und inneren Unfreiheit bezahlt wurde. Satirisch überzogen und mit zahlreichen Seitenhieben auf unsere Kultur durchsetzt, spielt der Film mit der Brüchigkeit und doppelbödigen Moral unserer westlichen Gesellschaft und stellt die Frage, was passieren würde, wenn alle nach ihren "animalischen" Bedürfnisse leben und lieben würden, also einfach (wieder) sie selbst wären.
Autor/in: Holger Twele, 01.06.2004