Der aus der Haft entlassene Gangster Trojan plant seinen nächsten Raub, einen Überfall auf einen Geldtransport. Unter größter Vorsicht recherchiert er die nötigen Informationen, organisiert Mittäter/innen und Waffen. Sein Misstrauen ist gerechtfertigt: Ehemalige Komplizen und ein korrupter Polizeikommissar, der selbst schon große Beute wittert, sind ihm jederzeit auf den Fersen. Nach planmäßig verlaufenem Überfall werden zwei seiner Mittäter aufgespürt und umgebracht, ihm selbst gelingt die Flucht in ein abgelegenes Waldhaus. Als die Polizei sein Versteck ausfindig macht und dabei auch die Beute entdeckt, flüchtet der glücklose Kriminelle in die Einsamkeit der Nacht.
Regisseur Thomas Arslan inszeniert einen harten Gangsterfilm ohne die im Genre üblichen Verklärungsmuster. Vielmehr blickt er desillusioniert auf Gesten, Umgangsformen des kriminellen Milieus und seine Hauptfigur. Der Profi Trojan ist ein wortkarger Einzelgänger, die anonyme Großstadt sein Revier. Wie er seziert die Kamera die Alltagswelt der Normalbürger als nützliches System möglicher Treffpunkte, Tatorte und Fluchtwege. Lange Einstellungen von Autofahrten kommen ohne Dialog aus, unter höchstens minimalem Einsatz von
Musik verzeichnet die Tonspur vor allem Verkehrsgeräusche. Auch in den menschlichen Beziehungen, auf Zweckmäßigkeit und ein Minimum an Loyalität reduziert, spiegelt sich der tragische Befund einer kalten, mitleidlosen Welt.
Die Regie von
Im Schatten vereint eine "realistische" Darstellung des Verbrechens mit hohem stilistischem Formbewusstsein. In der Inszenierung der an sich konventionellen Krimihandlung zeigt sich Arslans Interesse an den filmsprachlichen Codes des Genres, die er sich so kritisch wie fasziniert aneignet. Sein Augenmerk gilt dem minutiösen Ablauf krimineller Operationen, den Eigenheiten der Gangstersprache oder dem Umgang mit Waffen. Psychologische Motive oder soziale Hintergründe bleiben dagegen ausgespart und der Interpretation des Publikums überlassen. Arslans asketisch inszenierter Stadtthriller eignet sich so vor allem für eine filmsprachliche Diskussion des beliebten Genres. Dabei können in der Diskussion auch Bezüge zu möglichen Vorbildern im klassischen französischen Gangsterfilm hergestellt werden. Weiterhin lassen sich die Mittel der Gewaltdarstellung erörtern, beispielsweise die Frage, welchen Mittelweg zwischen Zeigen und Auslassen die Regie wählt.
Autor/in: Philipp Bühler, 04.10.2010
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