Das ungleiche Geschwisterpaar Nadine und Jost betreibt gemeinsam den
Schwitzkasten, eine kleine Sauna in Berlin Prenzlauerberg. Seit drei Jahren trifft sich hier jeden Donnerstagabend ein buntes Grüppchen junger Stammgäste, das sich beim gemeinsamen Aufguss Sorgen und Sehnsüchte von der Seele redet. Die Stewardess Dani hat gerade ihren Job verloren, Monikas Zukunftsplanung steckt zwischen Heirat und Sozialengagement fest und Norbert hat die Bevormundungen seiner Frau satt. Auch der schüchterne Langzeitarbeitslose Toni und seine geschäftstüchtige Ex-Frau Karin gehören dazu. Doch während die Masseurin Nadine ihre Gäste ahnungslos mit teurem Bio-Schlamm aus dem Ausland verwöhnen möchte, stapeln sich bei ihrem Bruder Jost die Rechnungen. Als dann eines Tages auch noch eine Leiche entsorgt werden muss, kommen alle gehörig ins Schwitzen.
Nach
Pigs Will Fly (2002), dem beeindruckenden Psychogramm eines Gewalttäters, rückt der aus Irland stammende Wahlberliner Eoin Moore nun aktuelle gesellschaftliche Problemfelder wie Existenzängste, Arbeitslosigkeit oder Hartz IV in das Zentrum seiner Geschichte. Für das sozialpolitische Kritikpotenzial seiner Themen interessiert sich Moore jedoch nur wenig. Sie dienen in erster Linie als dramaturgische Triebfeder für Situationskomik und Sprachwitz, manchmal auch vordergründigen Klamauk. Dem Unterhaltungswert dieser Tragikomödie tut dies jedoch keinen Abbruch. Nicht zuletzt, weil die glänzend aufgelegten Darsteller/innen dem eigenwilligen Saunavölkchen überzeugend Leben einhauchen. Mit schwarzem Humor und liebevollem Blick präsentiert Moore diese Handvoll sympathischer Verlierer/innen, die ihren ganz persönlichen Notstand überraschend einfallsreich, warmherzig und mutig bewältigen.
Autor/in: Ula Brunner, 21.10.2006