Ein typischer Teenie-Film vor dem Hintergrund der Love Parade, könnte man zu Beginn meinen. Die abenteuerlustige Julietta fährt von Stuttgart in die Hauptstadt, um mit ihrem Berliner Freund Jiri etwas zu erleben. Im Gewühl verlieren sie sich. Wenig später schläft in der Morgendämmerung der attraktive Max mit dem Mädchen. Die Sache hat nur einen Haken, sie ist bewusstlos und wird dabei schwanger. Auftakt zu einer sehr ungewöhnlichen Beziehung und dramatischen Auseinandersetzungen, denn beide Jungs werden durch Zufall die besten Freunde und Julietta gerät in einen Strudel widersprüchlicher Gefühle. – Christoph Stark wagt sich an ein brisantes Thema, variiert das Grundmotiv von Heinrich von Kleists "Geschichte der Marquise von O". Seine unterhaltsam angelegte Dreiecks-Beziehung steht unter dem Unstern der "sanften Vergewaltigung", die zwar problematisiert, aber erstaunlicherweise leicht weggesteckt wird. Und das ist der Knackpunkt. Da vermag ein junges Mädchen ihre Gefühle nicht zu ordnen und erfährt schmerzlich, dass das Leben eben nicht nur Spaß, sondern auch bitterer Ernst sein kann. Stark setzt unbekümmert auf lockeres Szeneleben, die Vergewaltigung, die er als Liebesakt darstellt, dient nur als Auslöser für eine Betrachtung über das Erwachsenwerden. In einer Zeit, in der die Sensibilisierung für das Thema sexuelle Gewalt in der Öffentlichkeit wächst, zeugt es von Blauäugigkeit, eine Vergewaltigung nur als einen "Fehler" darzustellen.
Autor/in: Margret Köhler, 01.09.2001