Nach einem traumatisch empfundenen Einsatz als KFOR-Soldat im Kosovo verschlägt es den 30-jährigen Paul in eine Kleinstadt. Über die Distanz der Straße hinweg entwickeln sich langsam zarte Kontakte zu seiner Nachbarin Nele, die wie er unter ihrer Isolation leidet, aus negativen Erfahrungen jedoch nicht mehr an die Liebe glaubt: Bei Paul ist es die erlebte Unmenschlichkeit des Menschen, bei Nele die Erkenntnis, dass die Ehe ihrer Eltern nur Fassade war und nun ganz zerbrochen ist. Erst als bei Paul Leukämie im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wird, können sich die beiden wenigstens ihre Gefühle füreinander eingestehen. – Das leise Melodrama aus der Produktionswerkstatt von Wim Wenders entstand im Rahmen der inhaltlich wie technisch zukunftsweisenden WDR-Reihe "Radikal digital" in neuer Digitaltechnik. Inhaltlich wie formal "radikal" präsentiert Hackford seine extrem ruhig erzählte Liebesgeschichte, die an einigen Stellen beeindruckend dicht und intensiv inszeniert ist. Andererseits strapaziert Hackford die Geduld der Zuschauer mit einem allzu eigenwilligen Soundtrack, und seine Bemühungen, Bekanntes einmal anders zu präsentieren, enden dann doch wieder nur in einem Klischee.
Autor/in: Holger Twele, 01.09.2003