Nur einen Steinwurf von der Copacabana entfernt breiten sich Slums und Armut aus. Straßenkinder sind das schwächste Glied der brasilianischen Gesellschaft, von vielen als Abfall betrachtet. Dass einige von ihnen überhaupt eine Perspektive haben, ist Yvonne Bezerra de Mello zu verdanken. Die durchsetzungsfähige 53-Jährige aus der Oberschicht entwickelte im Laufe der Jahre das politisch-pädagogische Programm "Projeto Ueré" in der Favela von Maré, das Kindern die Möglichkeit gibt, dem Teufelskreis von Drogen, Alkohol, Prostitution und Verbrechen zu entkommen. – Monika Treut entwirft nicht nur das Porträt einer außergewöhnlichen Persönlichkeit, sondern zeichnet gleichzeitig das Schicksal brasilianischer Kinder, die in den drei Häusern des Projekts Schutz finden, Lesen und Schreiben lernen, Aufklärung über Drogen und Safer Sex bekommen, eine Zukunft. Das "Dritte-Welt-Thema" nicht als Betroffenheitsideologie, sondern als Aufruf, die Welt im Kleinen zu verändern.
Autor/in: Margret Köhler, 01.02.2002