In einem Restaurant in Chinatown diskutieren zwei intellektuelle Paare über die Mysterien der Liebe, warum das Leben für den einen wunderbar, für den anderen schrecklich scheint. Daraus entspinnt sich die Geschichte der "doppelten" Melinda. In der tragischen Variante sucht die hübsche Blondine verzweifelt "Mr. Right", tröstet sich mit Alkohol und Pillen darüber hinweg, dass durch eine kurze Affäre ihre Ehe in die Brüche ging, und bleibt glücklos. In der komischen Variante ist sie das nette Mädchen von nebenan, das trotz aller Schwierigkeiten wieder Boden unter den Füßen gewinnt. Die Handlung springt zwischen den beiden Konstellationen hin und her, zwischendurch dürfen auch die delikat Speisenden ihre Meinung hinzufügen. – Woody Allens Manhattan ist wieder Schauplatz von Liebeshändel, Seitensprung, Scheidung und Neuanfang, dem ganz verflixten und normalen Gefühlschaos. Dabei entpuppt sich Radha Mitchell in einer Doppelrolle als moderne Kim Novak, ob hysterische Heulsuse oder lebenslustige Lady, sie vermittelt beides überzeugend. Genussvoll und politisch garantiert unkorrekt macht sich Allen über das "shopping und lunching" der 5th Avenue-Damen lustig, lässt seine kommunikationsunfähigen Helden/innen trinken und qualmen und die Ehe fröhlich brechen. Melinda und Melinda wird bevölkert von Menschen, die man wegen ihrer Schwächen einfach mögen muss. Beste Ironie, treffsichere Dialoge, skurriles Personal, jazzige Klänge: Nach diesem Film ist das Glas immer noch "halbvoll".
Autor/in: Margret Köhler, 01.06.2005