Reem ist eine junge moderne Ägypterin aus der Oberschicht, die sich in einer politisch unabhängigen Organisation für die Rechte der Frauen einsetzt. Auf einem Fest lernt sie den Touristenführer Mahmoud kennen, einen Familienvater aus armen Verhältnissen. Mahmoud gehörte während der Straßenkämpfe am 2. Februar 2011 auf dem Kairoer Tahrir-Platz zu den Reitern, die im Auftrag des damaligen Präsidenten Husni Mubarak die Demonstranten/innen angriffen. Von der aufgebrachten Menge wurde er daraufhin verprügelt und gedemütigt. Reem und Mahmoud haben eine kurze Affäre und werden trotz ihrer unterschiedlichen sozialen Zugehörigkeit Freunde/innen. Ihre komplizierte Beziehung verändert ihr Leben grundlegend.
Yousry Nasrallah schildert differenziert die schwierige gesellschaftspolitische Situation im heutigen Ägypten. Sein Film überzeugt dank einer unaufdringlichen Kamera und seiner starken Nähe zu den Figuren. Die Liebesgeschichte zwischen den Protagonisten/innen wirkt angesichts der gewichtigen Klassenunterschiede zwar etwas konstruiert, doch beweist Nasrallah ein sicheres Gespür für komplexe Gruppendynamik. Die Figuren sind stets Ausgangspunkt des Erzählens. Sie werden meist in
Großaufnahmen oder Halbtotalen eingefangen, was das emotionale Spiel der Darsteller/innen unterstreicht.
Zwischenschnitte von dokumentarischen Aufnahmen und Amateur-Videos rekapitulieren zudem realitätsnah die historischen Ereignisse auf dem Tahrir-Platz.
Mit seinen subtilen Einblicken in die aktuellen Konflikte und Umbrüche in Ägypten bietet
Nach der Revolution insbesondere für den Politikunterricht gute Anknüpfungspunkte. Hier sollte erörtert werden, warum es im Frühjahr 2011 zu zahlreichen Großdemonstrationen und schließlich zur Absetzung des Präsidenten Mubarak gekommen war, aber auch, wieso bei den Protesten Polizei und Militär so gewalttätig gegen die Demonstranten/innen vorgingen. Thematisiert werden können in diesem Zusammenhang auch die Bedeutung des Tourismus für Ägypten sowie der volkswirtschaftliche Schaden, der durch das Ausbleiben von Touristen/innen infolge der revolutionären Unruhen entstanden ist. Zudem können Schüler/innen die filmischen Ereignisse mit offiziellen Medienberichten vergleichen und selber einen Zeitungskommentar verfassen.
Autor/in: Kirsten Liese, 29.05.2013
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