Ein Blick zurück in die 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts, in eine Zeit, als der Rock'n'Roll mit einiger Verspätung auch eine kleine Dorfgemeinschaft in der schwedischen Einöde an der Grenze zu Finnland erreicht: –Im tornedalischen Pajala, der nördlichsten Ecke Schwedens mit ihren Holzfällern, Flößern und Jägern, ist eigentlich kein Platz für eine solche Art von Musik aus der weiten Welt, zumal da sie eher für unmännliches Verhalten steht. Greger, der neue Musiklehrer aus Südschweden, versteht es allerdings, die Einheimischen mit ihren eigenen Waffen zu schlagen und gründet mit den Jugendlichen eine Rockband. Besonders auf Matti und Niila aus dem urwüchsigen Stadtteil Vittula, –die seit ihrer Kindheit miteinander befreundet sind, üben die neuen Rhythmen eine große Anziehungskraft aus und geben ihnen Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Der eine möchte irgendwann einmal den ständigen Familienbesäufnissen und sexuellen Obsessionen seiner Verwandten entkommen, der andere der täglichen Tracht Prügel durch seinen gewalttätigen Vater. – Die zwischen Drama und Komödie angesiedelte Verfilmung des gleichnamigen schwedischen Entwicklungsromans von Mikale Niemi durch den iranischstämmigen Regisseur Reza Bagher bezaubert durch mitreißende Persiflagen und humorvolle Musikeinlagen. Sie belustigt zugleich durch die ausführlich präsentierte hemmungslose Egozentrik der Erwachsenen, ist mit ihrem derben Humor und der drastischen Bildsprache aber auch gewöhnungsbedürftig. Ganz nebenbei vermittelt der Film in der Rahmenhandlung überlebenswichtige Dinge, etwa wie man sich ohne fremde Hilfe wieder befreien kann, wenn einem versehentlich die Zunge im Eis angefroren ist.
Autor/in: Holger Twele, 01.01.2006