In Ost-Jerusalem schleicht sich die 17-jährige Rana morgens aus dem Haus ihres Vaters, um ihren Geliebten Khalil zu suchen. Ihr Vater will sie mit nach Ägypten nehmen, falls sie nicht bald einen Bräutigam von seiner Liste mit wohlhabenden Kandidaten wählt. Rana will aber in Jerusalem bleiben und hat nur noch zehn Stunden Zeit, um Khalil zu finden und die Trauung über die Bühne zu bringen. Nach langwieriger Suche findet sie ihn endlich in Ramallah, wo er als Regisseur arbeitet. Khalil ist zwar mit ihrem Plan einverstanden, doch für eine so schnelle Eheschließung gilt es viele bürokratische Hürden und noch mehr Straßenkontrollen der israelischen Armee zu überwinden. – Rana's Wedding ist der erste Film, der komplett von der Palestinian Film Foundation finanziert wurde. Der in den Niederlanden lebende palästinensische Regisseur Hany Abu-Assad ( Nazareth 2000 ) drehte ohne Genehmigung ausschließlich in Ost-Jerusalem und Ramallah. Für die authentische Atmosphäre des Sozialdramas sorgte unter anderem der Umstand, dass die Schriftstellerin Liana Badr im Drehbuch ihre eigene Geschichte verarbeitet hat. Jenseits gängiger TV-Nachrichtenbilder über die alltägliche Gewalt in Nahost ermöglicht Abu-Assads romantisches Road-Movie aufschlussreiche Blicke auf die Probleme und Schikanen, unter denen die Palästinenser alltäglich unter der israelischen Besatzung leiden. Mit der versierten Theaterschauspielerin Clara Khoury hat der Regisseur eine Hauptdarstellerin gefunden, die auch ohne viele Worte zu überzeugen weiß. Allerdings umschmeichelt die Kamera die im Film omnipräsente Schönheit allzu offenkundig und stilisiert die für arabische Verhältnisse sehr selbstbewusste Hauptfigur zur emanzipierten Heldin. Im Gegensatz dazu bleiben Männerfiguren wie der pflegeleichte Bräutigam zu schematisch. Im Laufe der langwierigen Suche Ranas sieht man zwar etliche Checkpoints und zerstörte Häuser, doch diese Impressionen bleiben leider oft nur oberflächlich oder wirken gar plakativ. Etwas mehr Mut zur Groteske wie jene Szene, in der nervöse israelische Soldaten Ranas vergessene Plastiktüte als vermeintliche Bombe sprengen, hätte dem zuweilen etwas verspielten Film gut getan.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.01.2004