Im Berlin der Nachwendezeit porträtiert Julia Dittmann vier Frauen im Alter zwischen 27 und 30 Jahren. Die Hauptstadt befindet sich architektonisch im Umbruch und auch Miriam, Gesa, Stefanie und Katja stehen an einem Neuanfang. Die Regisseurin hat sie zwischen 1999 und 2001 auf ihrer Suche nach Selbstverwirklichung, Unabhängigkeit und Partnerschaft begleitet. Gedreht an oftmals skurrilen Schauplätzen, kommen unerfüllte Berufswünsche, gescheiterte und gelungene Beziehungen, das Erleben von Mutterschaft und psychische Abstürze zur Sprache. Rosa – oder welche Farbe hat das Leben ist ein ebenso originelles wie überzeugendes Gender-Experiment, das gesellschaftlichen Aufbruch, Entbürokratisierung und Flexibilität fordert. Die Schauspielerin Miriam etwa hat es sich in den Kopf gesetzt, den Palast der Republik, der wegen anstehender Asbestsanierung leer steht, als Probenraum zu nutzen. Die Männer der Baustellenaufsicht untersagen ihr jedoch den Zutritt und drohen ihr mit Zwangsräumung, wenn sie sich nicht an die Vorschriften hält. Auch interpretiert die Regisseurin die Frauenbewegung farblich neu, weil sie sich nicht damit zufrieden geben will, dass Feministinnen einzig die Farbe lila zugeordnet wird, zumal lila Latzhosen ohnehin out sind. Als ein Film über das Verschwinden von DDR-Architektur und über Jung-Feministinnen, die noch von dem Emanzipationsverständnis der Alt-68er-Generation ihrer Mütter zehren, ist Rosa ein zeitgeschichtlich wertvolles Dokument.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.03.2004