Eine Zeitreise durch drei Jahrhunderte russischer Geschichte, die sich in der berühmten Petersburger Eremitage abspielt: Peter der Große bestraft einen seiner Generäle, Katharina die Große bereitet ein Theaterstück vor, die letzte Zarenfamilie speist unberührt von der nahenden Revolution ... Ein glanzvoller Ball aus dem Jahre 1913 beschließt den Streifzug des unsichtbaren Erzählers aus der Gegenwart, der mit einem zynischen französischen Diplomaten des 19. Jahrhunderts über die Rolle Russlands als Schnittstelle zwischen Ost und West parliert. – Alexander Sukurow präsentiert ein Werk der Superlative: die längste Steadycam-Sequenz, die je gedreht wurde, den ersten unkomprimierten HD-Film, den ersten Film in Spielfilmlänge, der aus einer einzigen und ungeschnittenen Einstellung besteht. Die digitale Kamera (Kameramann: Tilmann Büttner) tanzt durch 33 Räume des Winterpalais, verbindet Vergangenheit mit Gegenwart. Manchmal schwelgt Sokurow beim Anblick von historischen Kostümen und kunstvollen Gemälden, ist der Abschied vom alten Europa nostalgisch gefärbt. Er will nicht richten, sondern an ein versunkenes Russland erinnern. Das gelingt ihm wie im Traum.
Autor/in: Margret Köhler, 01.05.2003