Eine vergnügungssüchtige Party-Szene und ein literarischer Klassiker stehen im Mittelpunkt des neuen Films von Oskar Roehler, der mit dem radikalen Psychodrama Die Unberührbare einen der besten deutschen Filme der letzten Jahre gedreht hat. In der Farce Suck My Dick erzählt er von dem Berliner Bestsellerautor Dr. Jekyll, der mit Schrecken erleben muss, wie seine Romanfigur Mr. Hyde aus seinem Kopf ausbricht und sich seine Haare, seine Zähne und sein "bestes Stück" aneignet. Auch ein geduldig wirkender Psychiater kann nicht verhindern, dass Jekyll auf einen albtraumhaften Wahnsinnstrip gerät, bei dem sich seine Persönlichkeit allmählich auflöst. Wie schon in Die Unberührbare führt Roehler die prominente Darstellerriege – hier Edgar Selge, Katja Flint, Ralf Richter, Wolfgang Joop – zu bemerkenswerten Leistungen. So gesellschaftskritisch die "freudianische Groteske" in ihren Attacken auf den Materialismus und das Kunst-Establishment auch daherkommt, fällt Roehler doch oft in die Attitüden seiner beiden früheren Studien über die Berliner Party-Szene zurück. Manchmal schimmert sogar der notorische Provokationsgestus seines Lehrmeisters Christoph Schlingensief durch, für den Roehler etliche Drehbücher geschrieben hat.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.11.2001