Ein junger Videofilmer, der von seiner Freundin scheinbar grundlos verlassen wurde, erfindet Geschichten von Leuten, die ihm über den Weg laufen, um über den rational nicht erklärbaren Verlust hinwegzukommen. Ausgangspunkt sind dabei zwei Leichen, die aus dem titelgebenden Fluss Suzhou gezogen werden. In seiner Fiktion von den beiden Menschen, die auf geheimnisvolle Weise auch seinen Lebensweg kreuzten, entsteht die Vision einer unbedingten und tragisch endenden Liebesgeschichte, in die auch ein Krimi um Kidnapping, Hehlerei und Betrug eingeflochten ist. – Regisseur Ye Lou gehört der 6. Generation junger chinesischer Filmemacher an, die sich durch unkonventionelle Geschichten und visuelle Experimentierfreude auszeichnen. Er entwirft in der in seinem Heimatland noch nicht freigegebenen deutsch-chinesischen Koproduktion, die bereits mehrere Festivalpreise erhielt, das faszinierende Portrait der Metropole Shanghai und spart die Schattenseiten der Stadt mit ihrer Verschmutzung und mit ihrer Kleinkriminellenszene nicht aus. Ungewohnt auch die Darstellung der jugendlichen Protagonisten: Sie leben in den Tag hinein, sind orientierungslos und ohne längerfristige Lebensperspektive, ganz auf ihr privates Glück fixiert, das ihnen jedoch vorenthalten bleibt.
Autor/in: Holger Twele, 01.09.2001