Episodenfilme erfreuen sich einer zunehmenden Beliebtheit. Wie 99 € Films und 11'09''01 ist Ten Minutes Older –The Trumpet eine Kurzfilmkompilation zu einem vorgegebenen Thema. Sieben namhafte Regisseure erzählen eine zehnminütige Geschichte über die Zeit. Ihre jeweilige künstlerische Handschrift ist unverwechselbar. So gibt sich beispielsweise Aki Kaurismäki gewohnt lakonisch, Jim Jarmusch kultiviert seinen Minimalismus in sparsamem Schwarz-Weiß; Wim Wenders zieht es "on the road". Trotz vorgegebenem Leitmotiv und obwohl kein Filmemacher wusste, was die Anderen drehen, ergibt sich eine thematische Vielfalt von denkbaren Aspekten des Zeitlichen: Es geht um fundamentale menschliche Erfahrungen wie Geburt, Tod oder Liebe, Politik, urzeitliche Mythen und unterschiedliche historische Epochen. Da Produzent Ulrich Felsberg, der starken visuellen Kraft der Beiträge angemessen, auch auf eine künstlerische Gesamtkomposition Wert legte, verknüpfte er die Episoden stimmungsvoll mit Trompetenmusik von Hugh Masekela. Den größten zeitlichen Spagat unternehmen Werner Herzog, Jim Jarmusch und Chen Kaige: Herzog beschreibt einen Zivilisationssprung brasilianischer Ureinwohner von zehntausend Jahren. Jarmusch zeigt am Beispiel einer Schauspielerin im Charleston-Kostüm der Goldenen Zwanziger, die moderne Technologien nutzt und sich mit Klaviermusik von Bach entspannt, die Gleichzeitigkeit von Geschichte und Gegenwart. Chen Kaiges Film zieht als wehmütiges Gleichnis über das sich verändernde Gesicht Pekings eine Spanne von der alten Kaiserzeit bis in die Gegenwart.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.12.2002