Unermüdlich winkt die Bikini-Schönheit mit dem steifen linken Arm auf der Insel Rügen. Auf einem verrosteten Blechschild versucht sie, Autofahrer auf einen heruntergekommenen Campingplatz mit dem Namen "Tolle Lage" zu locken – mit magerem Erfolg: Neben kleinbürgerlichen Stammgästen bevölkern vor allem entwurzelte Proleten das idyllische Gelände, auf dem der Betreiber, ein habgieriger "Besser-Wessi", längst nicht so viel verdient wie beim Ortswechsel von Castrop-Rauxel erhofft. – Zehn Jahre nach dem Mauerfall vereint Regisseur Sören Voigt in seinem Spielfilmdebüt eine Schar skurriler Figuren auf dem Zeltplatz. Das reicht vom geduldigen Deutsch-Vietnamesen Pit Sun mit naiver Geliebter über einen Bankangestellten, der seine eigene Filiale überfallen hat, bis zum abgehalfterten Ost-Schlagersänger Michi Fanselow und zum langhaarigen Aussteiger, der mit einer alten DDR-Fahne herumzieht. Voigt schreckt bei der Schilderung deutsch-deutscher Zustände keineswegs vor Klischees zurück, bietet in seiner flotten "Ostalgie-Burleske" aber allemal saftige Unterhaltung. Allerdings stört die meist nur herumwackelnde Handkamera auf Dauer das Sehvergnügen. Die Darstellerin der Anita, die junge Berlinerin Henriette Heinze, wurde für ihre Leistung beim Festival Max Ophüls-Preis in Saarbrücken 2000 zur besten Nachwuchs-Darstellerin gekürt.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.06.2001